und bildende Künste entströmten dem einen Ozean der Poesie, um
wieder in ihn zurückzufließen.
So gelangten die Romantiker, während sie beständig von volks—
tümlicher Dichtung sprachen, zu einer phantastischen und überbildeten
Weltanschauung, die nur wenigen Eingeweihten, und auch diesen
kaum, verständlich war. Von ihrer Zuchtlosigkeit und zugleich von
ihrem Unvermögen gab Friedrich Schlegels Lucinde ein trauriges
Zeugnis: da schwelgte eine künstlich erhitzte Phantasie in „Dithy-
ramben über die schönste Situation“, ohne jemals sinnlich warm
und anschaulich zu werden, es war wie das Irrereden eines trun-
kenen Pedanten. Auch die Philosophie wurde von dem Ubermute
und der Unklarheit der Romantik angekränkelt. Sie war bisher
von den weltbürgerlichen Einwirkungen, welche die übrige Literatur
ergriffen, gar nicht berührt worden, sondern hatte sich eine selb-
ständige Ideenwelt geschaffen, die dem Auslande ebenso unfaßbar
blieb wie die Terminologie der deutschen Philosophen. Der Genius
unserer Sprache, der zu geistvoller, vielsagender Unbestimmtheit
neigt, kam den mystischen Neigungen der deutschen Natur nur zu
bereitwillig entgegen; die romantische Schwärmerei mußte ihnen
vollends verhängnisvoll werden. Wenn der junge Schelling, durch
Goethes Ideen angeregt, sich vermaß die Natur zu verfolgen, wie
sie sich in allem Lebendigen auseinandersetzt, so eröffnete er aller-
dings mit erstaunlicher Kühnheit dem philosophischen Denken ein
völlig neues Gebiet; doch ihm fehlte gänzlich jene tiefe Bescheiden-
heit, welche Kant in seinen verwegensten Spekulationen nie ver-
leugnet hatte. Die Inspiration der „intellektuellen Anschauung“,
die im Bereiche der Erfahrungswissenschaften schlechterdings nur
zu genialen Hypothesen anregen kann und sich immer erst durch
empirische Beweise rechtfertigen muß, sollte ihm die Beobachtung
und Vergleichung ersetzen. Durch willkürliches Konstruieren, aus
der Phantasie heraus, wähnte er der Natur die Geheimnisse zu
entreißen, welche sie allein dem liebevollen, entsagenden Fleiße
enthüllt. Das nüchterne Forschen überließ man verächtlich den
geistlosen Handwerkern; die gute Gesellschaft schwärmte für die
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