Full text: Auswahl für das Feld.

Strehlke herausgegebene musterhafte Sammlung der preußischen 
Geschichtsquellen (Scriptores rerum Prussicarum) hat den Weg 
gebahnt für eine der strengeren Methode der heutigen Wissenschaft 
genügende Darstellung der altpreußischen Geschichte. Ein solches 
Werk ist noch zu schreiben. Wir versuchen in den raschen starken 
Strichen einer anspruchslosen Skizze die Entwicklung des Ordens- 
landes zusammenzufassen. — 
Der helle Tag des alten deutschen Rittertums ging zur Rüste. 
Noch einmal, glänzender denn je zuvor, war die Blüte des adligen 
# Deutschlands, an vierzigtausend Ritter, um ihren Helden versam- 
melt, als der alte Kaiser Rotbart auf dem Reichshoftage zu Mainz 
seinen Söhnen „den ehrenreichen Schlag schlug“ und selber noch 
mit der Lanze im adligen Spiele sich tummelte (1184). Drei 
Jahre noch — so nahe berühren sich Glanz und Fäulnis auf 
diesem steilen Gipfel altritterlicher Zeit — und der ritterfreund- 
liche Kaiser legte dem deutschen Adel selber die Art an die Wurzel, 
gab ihm das selbstmörderische Recht der Fehde. Nach abermals 
drei Jahren hatte der ruhmreichste Vertreter deutscher Ritterherr- 
lichkeit im Morgenlande sein Grab gefunden. In diesen verhäng- 
nisvollen Tagen, auf demselben Kreuzzuge, der dem Kaiser den 
Tod gab, entstand der deutsche Orden von Sankt Marien, ein 
nachgeborenes Kind des älteren deutschen Rittertums. Als die 
Lateiner die Feste Akkon belagerten, erbarmten sich reiche Kauf- 
leute aus Lübeck und Bremen der siechen Landsleute und nahmen 
sie auf in ihre Segelzelte. Deutsche Ritter boten den Verwun- 
deten fromme Pflege, wie der Welsche sie längst schon bei seinen 
Templern und Johannitern fand. Nach der Eroberung der Stadt 
ward die ritterliche Brüderschaft für die Dauer gestiftet, vereinigte 
mit sich ein älteres Hospital der Deutschen zu Jerusalem und grün- 
dete in Akkon ihren Hauptsitz (1190—1191). So standen be- 
deutsam deutsche Bürger an der Wiege des Ritterordens in Zeiten, 
da bereits adliger Ubermut dem Bürger das Recht der Waffen 
zu bestreiten versuchte; und solange seine Größe währte, hat der 
Orden alltäglich für seine frommen Mitstifter von Lübeck und 
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