122 115. Der Hebel.
der andere, so haben wir einen ungleicharmigen Hebel.
Bei Verwendung desselben wird an Kraft ge-
Spart.
Wir wollen einen 3 m langen Stab mit Kreidestrichen in drei
gleiche Theile abmessen und ihn beim ersten Striche an einen an
der Decke festgemachten Strick binden. Hängen wir an das Ende
des kurzen Armes eine Last von 1 Ctr., 80 reicht ein Gewicht von
½ Ctr. am Ende des andern, 2 m langen Armes, um das Gleich-
gewicht herzustellen. Ist der Arm der Kraft dreimal so lang als
der Arm der Last, so braucht das Gewicht nur den 3. Theil so
schwer zu sein, als die Last; bei vierfacher Länge den 4. Theil,
bei fünffacher Länge den 5. Theil etc. Hieraus folgt: Je länger
der Arm der Kraft ist. desto weniger Kraft ist nöthig,
um eine Last zu bewältigen.
Ein Fuhrmann will einen schweren Baumstamm aufladen, den
vielleicht die vereinigte Kraft von 10 Männern nicht frei aufzuheben
vermag. Mit Anwendung der Hebelkraft bewältigen ihn zwei oder
drei Personen. Sie stecken eine starke Stange unter den Stamm
und legen unter dieselbe nahe am Stamme einen Holzblock oder
einen grolsen Stein als Unterstützungspunkt. Das kurze Stück der
Stange vom Unterstützungspunkt bis unter den Baumstamm bildet
den Arm der Last, das lange Stück den Arm der Kraft. Drücken
mehrere Männer am Ende des letztern nieder, so heben sie mit
geringer Mühe die schwere Last des Baumes. — Die Schere besteht
aus zwei am Unterstützungepunkte vereinigten Hebeln. Die beiden
Scherklingen bilden die Arme der Last. Warum haben Blech-
scheren sehr lange Arme der Kraft? — Die Zange wird in doppelter
Hinsicht als ungleicharmiger Hebel verwendet, erstlich durch
das Festhalten des Nagels und dann durch das Herausziehben des-
selben, indem wir den Zangenkopf auf einen Unterstützungspunkt
auflegen und am Ende des langen Hebelarms niederdrücken.
Wenn der Maurer einen schweren Stein rücken will,
so schiebt er das breit geschmiedete Ende seines Heb-
eisens schief unter denselben, so dass der Stein am Heb-
eisen anliegt. Nun hebt der Maurer das Hebeisen am
obern Ende in die Höhe und bewegt dadurch den Stein.
Das Hebeisen hat ihm dabei als einarmiger Hebel ge-
dient. Der Unterstützungspunkt lag diesmal am Ende
des Eisens, nämlich da, wo es die Erde berührte; der
Lastpunkt traf an die Stelle, wo das Eisen an den
Stein drückte, und der Kraftpunkt befand sich am obern
Ende des Hebeisens, wo es mit der Hand festgehalten
wurcde. 6
Einarmige Hebel sind der Schubkarren und die Radwerre,
das Halmmesser, die Flachsbreche etc.