Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

124 117. Der Luftdruck. 
Schwerkraft der Erde eben so gut angezogen und festgehalten, 
als andere Körper. Sie übt an der Erde, durch die auf ihr 
liegenden Luftmassen zusammengepresst, nach allen Seiten einen 
sehr starken Druck aus. Wir fühlen aber diesen Druck eben so 
wenig, als der Fisch oder der Schwimmer den noch grösleren 
Druck des Wassers empfindet, weil unser Körper von allen 
Seiten mit Luft umgeben und auch inwendig von derselben durch- 
drungen ist, s0 dass das Gleichgewicht der Luft hergestellt ist. Auf 
1cm eines luftleeren Raumes bDeträgt der Luftdruck ## kgr. 
Tauchst du eine oben und unten offene Röhre (am besten eine 
Glasröhre; die Wirthe bedienen sich des Stechhebers) senkrecht 
unters Wasser und verschlielsest du unter demselben mit dem Daumen 
die obere Oeffnung dieser Röhre, so bleibt beim Herausziehen dersclben 
das Wasser in ihr. Die Luft stemmt sich nämlich durch die untere 
Oeffnung so stark gegen das Wasser, dass es nicht herausflielsen kann. 
TIIebst du deinen Daumen auf, dass die Lusft auch von oben in die 
Köhre dringen kann, so flielst das Wasser ab. — Saugt man aus einem 
Arzneigläschen die Luft, so drückt die äulsere Luft dasselbe so 
lest an die Zunge oder an die Lippen, dass es hängen bleibt. — 
Die fast lustleer gemachten Schröpfköpfe werden von der äulsern 
Luft an den Körper des Menschen gedrückt. Die im Fleische 
des Geschröpften befindliche Luft drängt sich mit solcher Gewalt in 
die Schröpfköpfe, dass sie durch die vom Arzte gemachten kleinen 
Wunden das Blut mit hernustreibt. — Durch das Erweitern unserer 
Brusthöhle dringt die Luft in die Lungen; durch das Zusammenziehen 
dersclben wird sie herausgetrieben. Wir nennen diesen Vorgang 
Athmen. — Warum llielst aus einer mit Wasser gelüllten, unverkorkten 
Bouteille, obgleich du den Hals der Flasche nach unten hältst, nichts 
heraus? — Warum läuft aus dem geöffneten Hahn eines Fasses kein 
Wasser, so lange das Spundloch geschlossen ist? — (Halbkugeln und 
Luftpumpe des Bürgermeisters Otto von Guerike von Magdeburg 1650.) 
Die Spritzbüchse, der Saugheber. 
Die Knaben verfertigen aus Hollunderholz Spritz- 
hüchsen. Ziehen sie, den hintern Theil der Spritze unters 
Wasser haltend, den Kolben zurück, so entsteht im Spritzen- 
rohre ein luftleerer Raum. Die Luft drückt aber so stark 
auf die Oberfläche des Wassers, dass dieses durch die kleine 
Spritzenöffnung in das Rohr gepresst wird. — Die Luft 
duldet keinen leeren Raum. — Auf den Wirkungen 
des Luftdrucks beruht auch die Einrichtung der Pumpwerke. 
Der Saugheber, den du bei jedem Wirthe schen 
kannst, ist eine unter einem Winkel gebogene, gleichweite 
Röhre. Der eine Schenkel ist etwas länger als der andere. 
Den kürzern Schenkel taucht man durch das Spundloch eines 
Fasses in eine Flüssigkeit, während man den längeren tief 
nach unten kehrt. Saugt man an letzterem die Luft heraus, 
so steigt die Flüssigkeit, vom Luftdruck gezwungen, 
in dem kurzen Schenkel bis zum Knie des Hebers empor
	        
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