122. Die Wärme. 129
dort auch nur sehr wenig Wärme, während sie am Aequator,
senkrecht auffallend, eine versengende Hitze verursachen.
Eine zweite Wärmequelle sind chemische Vorgänge.
Dahin gehört zunüchst die Verbrennung. Diese mag mit Flamme,
wie beim Verbrennen des Holzes, der Steinkohlen u. s. w.,
oder ohne Flamme, wie beim Verfaulen des Düngers, des
Holzes etc. vor sich gehen, immer wird dabei mehr oder
weniger Würme entwickelt. Bekannt ist die Entstehung von
Wärme beim Ablöschen des Kalks.
Wärme kann drittens durch Reiben erzeugt werden.
Die an einander geriebenen Hände erwärmen sich; eine auf
dem Boden geriebene Münze wird warm; Bohrer, Sägen und
Feilen werden bei anhaltendem Gebrauche sehr heils; trockene,
ungleich harte Holzstücke kann man in Brand setzen, wenn
man sie längere Zeit schnell an einander reibt.
Wenn man eine zugebundene, nur schlaff mit Luft ge-
füllte Blase an den warmen Cfen bringt, wird dieselbe stärker
gespannt, weil die Wärme die in ihr enthaltene Luft aus-
dehnt. — Ein bis an den Rand mit Wasser gefülltes Glas
flielst über, wenn man es nach und nach erwärmt. Ein Topf,
der sich kalt knapp durch eine Ofenthür schieben liels, lässt
sich heils nicht wieder herausziehen, weil er durch die Er-
wärmung grölser geworden ist. — Die Wärme dehnt alle
Körper aus, während die Kalte dieselben zu-
sammenzieht. Daher schmelzen in der Wärme Schnee,
Eis, Fettstoffe, Metalle und lösen sich in derselben Flüssig-
keiten in Dampf auf. Eine Ausnahme bezüglich der Zusammen-
ziehung macht das Wasser. Dasselbe nimmt bei 3° Wärme
den kleinsten Raum ein und dehnt sich wieder aus, sobald
seine Temperatur tiefer sinkt, Daher zerspringen Gläser, wenn
das Wasser in denselben zu gefrieren anfungt.
Wenn man Wasser recht heils macht, so zeigen sich in
im kleine, in die Höhe steigende Perlen; es sind Blasen der
Luft, welche in dem Wasser enthalten war. Ist die Flüssig-
keit noch heiflser geworden, so erscheinen am Boden des Ge-
fülses grölsere Blasen, die ebenfalls emporsteigen; aber dieselben
zergehen wieder, bevor sie die Oberfläche des Wassers er-
reichen, weil sie von den oberen käülteren Wasserschichten
abgekühlt werden. Dies sind Blasen von Wasserdampf, d. h.
von luftförmig gewordenem Wasser. Hat man endlich eine
Hitze von 80 R. erzielt, so steigen die das Wasser in eine
wallende Bewegung versetzenden Dampfblasen massenhaft auf
und zerplatzen an der Oberflfäche. Diesen Vorgang nennen
wir das Sieden oder Kochen dos Wassers.
Die Wärme lässt sich an vielen Gegenständen fortleiten.
Hält man das eine Ende einer Stricknadel in eine Flamme,
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