20 18. Das Salz.
18. Das Salz.
Wenn man im alten Griechenland einen Knaben fragte, wie
er die weiße, körnige Masse nenne, mit der man die Suppe
würzt, so antwortete er: „Hals“". Die Antwort, welche man
in dem alten Rom auf diese Frage erhielt, lautete: „Sal“. Und
würdest du heute nach England oder Nordamerika reisen, so
dürftest du kaum ein englisches Wort leichter behalten, als das
Wort: „Sel“. Dieses Wort aber heißt zu deutsch: „Salz“.
Kein Wunder, daß der Name für eine Sache in einem so
weiten Kreise genau genommen derselbe ist, da man kein Mineral
auf unserer Erde häufiger und massenhafter antrifft, als die
edle Gottesgabe, das Salz. So weit das weite Weltmeer seine
Wogen wälzt, so weit gibt es Salz in Hülle und Fülle. Befinden
sich doch unter je hundert Pfund des Meerwassers mehr oder
weniger Pfund desselben, und die großen Salzsteinlager, welche
man bei Wieliczka und bei Staßfurth in Preußen findet, haben
sich lediglich aus den Niederschlägen eines früheren Weltmeeres
gebildet. d sich das Salz als Mineral in der Erde findet,
wird es in größeren oder kleineren Stücken zu Tage gefördert,
wie das Eisenerz oder ein anderes Gestein. — In den südlichen
Gegenden, wo den Menschen am Mittag die Sonne senkrecht über
dem Scheitel steht, hat man es freilich, wenn man am Meeresstrande
wohnt, leichter, sich den nöthigen Bedarf an Salz zu verschaffen.
Man gräbt am Ufer des Mceres eine Grube und schöpft
sie voll Wasser. Nach kurzer Zeit ist dieses verdunstet, und
eine mehr oder weniger dicke Salzkruste bedeckt den Boden und
die Wände der Grube. Die Salzquellen im Süden unseres
bayrischen Vaterlandes, bei Reichenhad, Trannstein, Berchtes-
gaden rc. rühren ebenfalls von dem Meere her, welches einst
über ganz Deutschland flutete und die bayrischen Alpen be-
spülte. Das Salz, welches aus den Salzbergwerken zu Tage
gefördert wird, heißt Steinsalz; das Salz, welches man durch
die Verdampfung von salzhaltigem Wasser gewinnt, wird Quell-
salz genannt.
Wer sollte ahnen, daß im Salze zwei ganz verschiedenartige
Grundstoffe oder Elemente verbunden find? Und doch ist es so.
Die Scheidekünstler oder Chemiker verstehen es, das Salz in
seine Grundstoffe zu zerlegen. Diese heißen Natrium und
Chlor. Das Natrium ist ein glänzend weißes Metall, welches
u brennen anfängt, wenn man es in kleinen Blättchen auf das
Passer wirft. Unter dem Chlor versteht man ein grünliches
Gas, das alle Thier= und Pflanzenstoffe zerfrißt.
Wunderbar vereinigt im Salze, gereichen diese Stoffe dem
Menschen zum Segen. Ohne Salz könnte kein Mensch leben.
Seine Säfte. würden ebenso von Fäulniß ergriffen werden, wie