252 210. Das Grab im Busento.
Mitten unter den Völkerzügen kamen — 444 n. Chr. —
die Hunnen, welche sich unterdessen im Osten Europas
niedergelassen hatten, unter ihrem Könige Attila (Gottes-
geilsel) an der Donau herauf. Mit mehr denn einer
halben Million rauher Krieger zogen sie verheerend über
Ocsterreich, Bayern und Alemannien an den Rhein und
(urch das Elsass nach Westen bis in die gallischen Ebenen.
Blut und Brandstätten bezeichneten überall ihren Weg.
Wohin der Huf von Attilas Pferd trat, heilst es in einem
alten Volksspruche, da wuchs kein Gras mehr.
Aber auf den catalaunischen Feldern (bei
Chalons un der Marne) wurde Attila durch die ver-
einigten Heere der Römer, Burgunder, Westgothen und
Franken i. J. 451 besiegt. 162 000 Leichen, darunter
die des heldenmüthigen Westgothenkönigs Theodorich,
deckten das Schlachtfeld. Nach Ungarn zurückgekehrt,
brach Attila im nächsten Jahre wieder plündernd und
verheerend in Italien ein. Einer Gesandtschaft, Papst
Leo I. an der Spitze, welche sich ins feindliche Lager
begab, gelang es, den Frieden zu vermitteln.
Attila starb in Ungarn (453) und wurde in einem
(dreifachen Sarge (von Gold, Silber und Eisen) begraben
Seine letzte Ruhestätte kennt man nicht; denn die
Sklaven, die ihn beerdigt hatten, wurden gleich nach
der That umgebracht, damit niemand das Grab des Helden
erführe. Die Herrschaft der Hunnen löste sich auf; die-
selben zerstreuten sich im östlichen Donaugebiet, und
die unterjochten Völker machten sich wieder frei.
210. Das Grab im Busento.
1. Mächtlich am Zusento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder;
aus den Wassern schallt es Antwort und in Wirbeln klingt es wieder!
2. Und den Fluß hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Gothen,
die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten.
5. Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben,
während noch die Jugendlocken seine Schultern blond umgaben.
4. Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette;
um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
5. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
senkten tief hinein den Leichnam mit der Rüstung auf dem Hferde,
6. deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.