Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

68 62. Die Vögel. 
ist die Liebe zu seinem Jungen; lieber rennt er ins Verderben, 
als daß er dasselbe in Gefahr verläßt. 
Der Seehund wohnt in nördlichen Meeren, wird 1—1½ m lang, 
hat einen glatten, wasserdichten Pelz, einen Kopf, der dem des Hundes 
ähnlich ist, statt der Nase und der Ohrmuscheln bloße Löcher im Kopf, 
verkümmerte Beine, welche als Ruder dienen. Er schwimmt und taucht 
vortrefflich, kann aber nur mühsam auf den Strand oder auf Eisschollen 
klettern. Die Eskimo essen sein Fleisch, trinken den von ihm gewonnenen 
Thran, benützen sein Fell und seine Knochen. Er lebt von Fischen und 
Tangen und säugt seine Jungen. — Andere Walthiere von ebenfalls 
ungeheurer Größe sind der Finnsisch, der Narwal und der Delphin. 
62. Die Vögel. 
Die Dögel sind Bewohner der Luft, wie den Säugethieren 
dber feste Erdboden, den Fischen das Wasser angewiesen ist. Dieser 
Bestimmung gemäß ist auch der Bau des Dogels eingerichtet. 
Die Flügel sind das Kauptwerkzeug zum Fliegen; aber auch 
die übrigen Theile des VDogelkörpers unterstützen die Flügel 
in ihrer Thätigkeit. Die Knochen sind dünn und hohl, und 
darum auch leicht; das spitzige Brustbein gleicht der Vorber= 
kante eines Nachens und hilft nächst dem spitzigen Schnabel 
und dem allmählich dicker werdenden Hhalse die Luft durch- 
schneiden. Durch das glatte Anliegen der Federn wird das 
Fliegen erleichtert. Dieselben lassen sich aber auch sträuben, 
wenn sie das schnelle Herabsinken bindern sollen. Ferner steht 
die Lunge der 5ögel mit einer Menge von Sellen im übrigen 
Körper in Derbindung, so daß sie Luft erbalten kann, ohne 
daß sich die Luftröhre zu öffnen braucht. In den Knochen, in 
den Kielen, allenthalben im Körper des Vogels befindet sich 
Luft. Diese enge von Luft macht aber zugleich das Blut des 
Dogels wärmer, als das der meisten Säugethiere, gibt imm mehr 
Cebenskraft und W#unterkeit, bedingt aber auch eine kürzere 
Lebensdauer, als sie die kaltblütigen Fische und Lurche haben. 
Die Mahrung der Vögel besteht in sehr verschiedenartigen 
Dingen. Sie nähren sich theils von Beeren, von Getreide und 
anderen Sämereien, wie die Stieglitze und Buchfinken; theils 
von Insekten, wie die Schwalben; theils von beiden, wie die 
Sperlinge; theils von Fischen, wie die Möven, Fischreiher und 
Eisvögel. Die Raubvögel leben von andern Dögeln und Säuge- 
thieren; die Störche von Fröschen und Schlangen, die Raben 
vom Aas. So hat jeder Dogel seine bestimmte Mahrung, und 
sein Körper ist so eingerichtet, daß er im Stande ist, sich dieselbe 
zu verschaffen. 
Da die Dögel keine Sähne haben, so können sie ihre Nah— 
rung nicht kauen, sondern müssen sie ungekaut verschlucken. 
Das Kauen wird gewissermaßen im Magen nachgeholt, indem 
die Mahrung zwischen seinen Falten zerrieben wird. Bei jenen
	        
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