Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

86 87. Die Schildkröte. 
iense die Zähne der Schlangen sind auf dem Kiefer festge- 
wachsen. 
Fast alle Reptilien entnehmen ihre Nahrung dem Thierreiche. 
Viele derselben sind anzutreffen mit Ausnahme der kalten Zone 
auf der ganzen Erde. Einige leben nur auf dem Lande, 
andere nur im Wasser, mehrere aber auf dem Lande und im 
Wasser. Die Reptilien der kälteren Zone halten einen Winter- 
schlaf, die des heißen Erdstrichs einen Sommerschlaf. 
Diese Thiere sind uns durch Vertilgung von Mäusen und 
Insekten und theilweise auch durch ihr eßbares Fleisch und ihre 
Tort Eier, sowie durch ihre Schildplatten nützlich. Das 
Krokodil, die n. und sr verursachen aber auch 
großen Schaden. Die meisten Reptilien sind unschädlich und 
machen nur durch ihre geringe Körperwärme, ihre unheimlichen 
Schlupfwinkel und durch das Lauernde in ihrem Wesen einen 
unangenehmen Eindruck. Die geistigen Fähigkeiten der Reptilien 
sind äußerst gering. 
S7. Die Schildkröte. 
Die Schildkröten sind sehr merkwürdige Thiere. Der 
ganze Körper ist von einem dicken, sehr harten, gewölbten 
Schildpanzer umschlossen, welcher sechs Oeffnungen zum 
Durchstecken des Kopfes, der vier Beine und des Schwanzes 
hat. Die zahnlosen Kiefer des Thieres sind scharf, wie die 
Schnäbel vieler Vögel. Es gibt sehr viele Arten von Schild- 
kröten; auch die Gröfse derselben ist sehr verschieden. 
Während manche nur handgrols sind, erreicht die in den 
tropischen Meeren lebende Riesenschildkröte eine Länge 
von 2m und ein Gewicht von 8 Ctr. — In den Havelseen 
bei Potsdam und in mehreren Seen der Provinz Preulsen 
lebt die Sumpf- oder Sülswasserschildkröte, die wie 
die Landschildkröte 2—3 dm lang wird. — Die Schildkröten 
sind langsame Thiere und haben ein sehr zähes Leben. Wenn 
ihnen das Gehirn genommen wird, so sterben sie nicht gleich, 
sondern kriechen noch Monate lang umher. Die Schildkröten 
werden weit über 100 Jahre alt. 
Die Süfswasser- und Seeschildkröten schlafen des Nachts 
am Ufer und legen dort auch ihre Eier in selbstgegrabene 
Löcher. Kaum sind die Jungen ausgekrochen, so eilen sie 
dem Meere zu. Die Landschildkröten nähren sich nur von 
Pflanzen, die übrigen von Pflanzen, Würmern und Weichthieren. 
Die Eicr, sowie das Fleisch der meisten Schildkröten 
werden gegessen. Das meist schöne quadratische Figuren 
zeigende Rückenschild dieser Thiere liefert das sehr geschätzte 
Schildpatt oder Schildkrott, aus welchem Dosen, Kämme, 
Messerheee, Brillengestelle, Knöpfe etc. gefertigt werden.
	        
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