Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1810 bis zum Schluße der Belagerung von Thorn ( April 1813 ). (3)

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Warschau, eine Streitkraft von 200,000 Mann auf- 
stellten. 
Preussen zwar erschien damals noch ohne Furcht- 
barkeit. Seit dem Tilsiter Frieden schwebte es nur zwi- 
schen Seyn und Nichtsepyn. Eilf franzdsische Militair= 
strassen durchschnitten das Land; franzdsische Besatzungen 
standen in den Vestungen Stettin, Küstrin, Glogau, de- 
ren Erhaltung dem Kdnige jährlich 250,000 Rthlr. koste- 
ten; auf den Wällen Stralsund's, Danzig's, und Mag- 
deburg's umwachten Franzosen das preußische Gebiet. 
Dieses, in seinem Wohlstand zerstdrt, in seinen Einkünf- 
ten geschwächt, durch Leistungen und Abgaben aller Art 
erschopft, zählte nur noch ein Kriegsheer von 32,000 
Mann, entblößt von Magazinen, ohne Geschütz, fast 
ohne Vestungen. Aber Männer, groß an Geist und 
Gemüth, umringten den gebeugten Monarchen der Preus- 
sen, und der schmachvolle Druck der Fremdlinge, welcher 
das Volk entnerven sollte, stählte nur den Muth des- 
selben, für Unabhängigkeit das Hochste zu wagen. Da- 
durch bereiteten sich, unter den Augen der ausländischen 
Wächter und doch in geheimnißvoller Stille, Rüstungen 
ausserordentlicher Ark. Das Heer der 42,000 Mann 
konnte in kurzer Frist zu einer Kriegsmacht von 150,000 
erhdht werden; für eine solche Zahl von Streitern wur- 
den Waffen herbeigeschafft und Feldstücke aus altem Ve- 
stungsgeschütz gegossen. Die dem Knigreiche noch ge- 
bliebenen Vestungen stellten sich bedeutsamer her, als 
sie gewesen waren. Es ordneten sich unmerkbar Landwehr 
und Landsturm an. Die fremde Gewaltherrschaft weckte 
den Geist der Freiheit in jeder Brust. Der verderbliche 
Rangstreit der Stände verschwand. Dem Verdienste wur- 
de der Weg zu jeder Ehrenstelle aufgeschlossen; die Stell-
	        
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