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fen. Die fuͤrchterliche waͤhrend der Monate Juni und
Juli herrschende Witterung, die feuchten Lagerplaͤtze, der
schon mit dem 3. Juli eingetretene Mangel an Brod und
Getreide jeder Art, der übermäßige Genuß des Fleisches,
der Mangel an Bekleidung, vorzuglich der Schuhe, hat-
ten einen Krankheitöstoff entwickelt, welcher Tausende der
Bayern einem schnellen und unabwendbaren Tode zuführte,
während den Lebenden bel gleichen Umständen gleiche
Schicksale vorzustehen schienen.
So erklärt es sich, wie das bayerische Fußoolk in
der unglaublich kurzen Zeit vom 13. Juli bis zum 16.
August so großen Verlust haben konnte. Selbst die
Tapfersten mußten nach dem Uebergange über die Düna
mit Besorgniß dem Tag entgegensehen, an welchem die
emtkräfteten Soldaten zum erstenmale mit dem Feinde
sich messen sollten. Doch aufgeregt durch ihre braven
Anführer erschienen ste freudig auf dem Wahlfelde der
Schlacht. Ein Tod, der über ihr Vaterland Ruhm brin-
gen konnte, schien ihnen herrlicher als das Elend des
Lebens.
Mit Anbruch des 17. Augusttages traten die russi-
schen Heerhaufen Helfreich und Wlastow aus den
Engpässen von Ropno und Gromewo hervor, und zeig-
ten sich am Eingange der Ebenen, welche die Stadt
Polozk umgeben. Durch die Abtheilung des Fürsten
Sibirsk verstärkt, warf Helfreich den Vortrab der
Division Maison zurück, und besetzte auf Kanonenschuß-
weite vom Dorfe Spaß eine kleine Anhöhe beim Edel-
hofe Prismenitza. Gleichzeitig rückte Oberst Wlastow
an die Spitze des Gromewoer Waldes vor. Vermittelst
dieser Bewegungen konnte Wirtgenstein mit seinen
Schlachthaufen eine Kreislinie von der Spitze deb Gro-