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General Wrede aber, dessen mit Klugheit gepaarter
Muth soviel zu dem glücklichen Ausgange der blutigen
Gefechte am 17., 18. August beigetragen hatte, über-
nahm nach dem Tode des Generals Deroy den Ober-
befehl über das ganze bayerische Heer).
Mit Anbruch des Tages nach der Schlacht (10. Au-
gust) stand das sieghafte Heer schon auf dem Schlacht-
felde von Polozk unter Waffen, und entsandte neuerdings
auf allen Straßen zahlreiche Abtheilungen, ohne vom
Feinde etwas, zu entdecken. Was in der Nacht nicht
modglich gewesen war, General St. Cyr gab seinen Schaa-
ren geregeltere Stellung. Es begann die Thätigkeit der
Aerzte und Wundärzte bei den noch überall auf dem
Schlachtfelde herumliegenden Verwundeten, so wenig
auch die ndthigen Mittel vorhanden waren.
Während am zweiten Tag nach dem Treffen (20.
August) der 2te franzbsische Heertheil eine starke Recog-
noscirung gegen Gamzelowa zum äußersten Punct der
russischen Vorposten machte, zog Wrede's Division meh-
rere Stunden auf der nach Niewel führenden Straße fort,
ohne den Gegner zu erblicken.
Dem Olbergeneral St. Cyr war daran gelegen,
seines Gegners Stellung und Stärke, und was er im
Schilde führe, zu erfahren. Er wußte noch nicht, daß
Wittgenstein anfänglich seine Hauptmacht bei Bielaia
aufgestellt hatte (20. August), noch weniger daß dieser,
*) Das nun unter dem Oberbefehl des Generals Gr. Wrede
vereinte Heer verblieb zwar wie vorher in seiner Einthei-
lung in 2 Divisionen, wovon eine General von Siebein,
die andere General Graf Beckers befehligte. Doch wurde
von jetzt an jede Division nur in 2 Brigaden eingetheilt.