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General Wittgenstein dagegen, sobald er sah,
seine Rechte sey durch Steinheils Heerhaufen jeder
Gefahr entzogen, rief alle bisher zur Beobachtung bis
Duͤnaburg und Jacobstadt vorgeschobenen Russen zuruͤck.
Anfangs Octobers hatte Essen den Oberbefehl in Riga
an den Markis Paulucci Übergeben müssen, der nun
sogleich den General Lewis nach Kirchholm entsandte,
gerade über der Stellung des Generals Williaminow
bei Dahlenkirchen. Die Abtheilung Steinheil zog auf
dem rechten Duna-Ufer gegen Drissa, um das Heer
Wittgensteins zu vermehren.
Bis zu diesem Zeitpuncte hatte Wittgenstein,
seit den blutigen Begebenheiten im August, sein Haupt-
gelager bei Sokoliszczi an der untern Drissa behalten,
und sich begn#gt, Streifpartheien auszuschicken, welche
die Zufuhren für Polozk und Witepsk hemmen, wenig-
stens erschweren mußten. Denn hochstens 20,000 Mann
stark, konnt' er sich noch immer der Besorgniß nicht ent-
schlagen, sein Gegner, den er sich weit überlegen glaubte,
mochte ihn von Polozk aus frischerdings angreifen.
Aber der vorsichtige Marschall St. Cyr, der an
Mannschaft und Pferden immer schwächer ward, dachte
an keinen Angriff. Das dem Fremdlinge unerträgliche
russische Klima, die kalten feuchten Nächte, die Entbeh=
rungen aller Art, die Krankheiten, der Mangel an Arz-
neimitteln, alle diese schnell wirkenden Ursachen vermin-
derten die Stärke des baperisch-franzbösischen Heeres bald
bis auf 20,000 Mann. Und so kam es auch, daß der
Marschall sich lediglich auf Behauptung der Düna-Ufer,
auf Vertheidigung oder Vollendung der um Nolozk an-
gelegten Verschanzungen beschränken mußte, während er
noch die Verbindung mit Wilna und Macdonald un-