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Der Verlust der Bayern war sehr gering. Die Russen,
als sie endlich ihres neuen Feindes in und ausserhalb
der Verschanzungen ansichtig wurden, stürmten nun ver-
gebens und wiederholt gegen die Bayern und deren Ver-
schanzungen. Sämmtliche Officiere der Russen gaben
das Beispiel der glänzensten Tapferkeit und Ausdauer.
Aber die Bayern wichen keinen Schritt. General Wrede,
überall wo es galt, entschied durch seine Gegenwart
und Tapferkeit das zweifelhafte Geschick des Tages auf
dieser Seite. Die Russen, als sie die vielen vergeblich
dem Tode gebrachten Opfer empfanden, zogen mit ein-
brechender Nacht vom leichenvollen Schlachtfelde in die
Stellung zurück, welche sie vor der Schlacht, ausser dem
Bereich des Geschützes, gehabt hatten.
Der Verlust, welchen die Bayern hier erlitten hat-
ten, war sehr gering im Gegensatz zu dem, welcher den
Franzosen , weit mehr noch aber den Russen geworden
war. Unter den leicht Verwundeten erblickte man den
Marschall Gouvion St. Cyr selbst. Große Lücken
waren besonders in den Reihen der tapferen Schweizer
entstanden. ")
Auf diese Art war nun zwar durch die Tapferkeit
von St. Cyr's Heerschaaren Polozk gerettet; aber
Krankheit, Hungersnoth und feindliche Kugeln hatten
die Reihen der Vertheidiger dermassen gelichtet, daß ähn-
*) Das 2te Schweizer-Negiment zählte 364 getödtete und ver-
wundete Officiere; unter den Letzteren den Obersten Ca-
stelli aus Friburg. Ueber die Hälfte des Regimentes ward
dort aufgerieben.