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gensteins linken Flügel, durch Beobachtung des fran-
zoͤsischen Oten Heertheils (Victor) zu schützen.
Sobald er überzeugt war, sein Gegner habe ihn
gänzlich aus dem Auge verloren, warf er sich schuell
auf beiden Düna-Ufern nach Witepök; und schon am
7. November Morgens erschien er auf beiden von Polozk
und Ostrowna kommenden Straßen, vor dieser Stadt,
indem er die ausgestellten französischen Wachen überfiel.
Die Besatzung steckte sogleich die Dünabrücke in Brand
und beschoß die Russen mit zwei Kanonen vom linken
Ufer; aber viel zu spät. Denn die Russen waren schon
zu nahe, loschten den Brand der Brücke, eroberten die
beiden Stücke Geschütz, bald auch das Ostrownaer Thor
und drangen damit in die Stadt ein. Von allen Sei-
ten angegriffen, ohne Anlehnung und Rückhalt, mußte
der kleinere Theil der Besatzung froh seyn, sich auf der
Smolensker Straße gegen Liozna flüchten zu können;
der größere Theil und ihr Anführer, General Pouget,
übergaben sich der Kriegögefangenschaft.
Admiral Tschitschagof, nachdem ihm Schwar-
zenbergs Vertreibung aus Volhynien gelungen war,
dachte darauf gen Minsk und von da gen Borissow zu
ziehen, und Vereinigung mit Wittgenstein zu erhal-
ten. Gelang diese Bewegung , so mußte sie von den
wichtigsten Folgen seyn. Dann konnte Napoleon's
Hauptheer auf dem Rückweg von Moßkau im Rücken
angegriffen, am Uebergang über die Bereszina gehin-
dert, das österreichisch = sächsische Heer Schwarzen-
bergs beobachtet, und die Provinz Volhynien vor
feindlichen Unternehmungen geschützt werden. Das Heer
Tschitschagofs war damals aber nicht stärker als
55 tausend Mann.
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