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Es war um 3 Uhr Nachmittags (18. Novembers)
als die einzeln vorgesandten Kosaken = Schwärme melde-
ten, Marschall Ney nähere sich. Bald darauf zeigte
sich wirklich dessen Vortrab. Die Franzosen mochten hier
im Ganzen 3 tausend Mann stark seyn. Ein dichter
Nebel verhinderte sie, Stellung, Bewegung und Menge
des überlegenen Feindes zu erkennen. Plötzlich standen
sie mitten im fürchterlichen, auf der Heerstraße sich kreu-
zenden Kartätschenfeuer der russischen Artillerie. Der
unerwartete Angriff brachte sie anfangs in Unordnung;
doch dauerte die Verwirrung nicht lange. Sobald Mar-
schall Ney den übrigen Theil seines Heerhaufens mit
dem Vortrab vereiniget hatte, (etwa um 5 Uhr Nach-
mittags) widerstanden die Franzosen mit wunderbarer
Gestigkeit den Angriffen, welche Miloradowitsch auf
allen Seiten und bis 10 Uhr Nachts versuchte. Als die
russischen Generale nichts mit den Waffen vermochten,
wandten sie Unterhandlungen an. ODie Franzosen sollten
sich ergeben. Ihr Widerstand sei fruchtlos. Sie waren
umsponnen. Ney verwarf stolz die entehrenden Vor-
schläge. Mit den Waffen in der Hand bahnte er seinen
Weg durch die zahlreichen Feinde; und als er erfuhr,
daß nicht mehr Napoleon's sondern Kutusow's
Hauptheer, bei Krasnoi gelagert sei, nahm er seine
Richtung zwischen Fomina und Litwinowa, der Spitze
des großen Netlachiner Waldes zu, und ging bei Waryszky
über den Dnieper, um sich bei Gusinon aufzustellen.
Dieß sind die Begebenheiten, welche die russischen
Befehlöhaber unter dem Namen Schlacht bei Krasnoi
bezeichnen, während sie nichts als eine Reihe blutiger
Gesechte waren, welche eben so sehr die Tapferkeit der