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durch diejenigen Ereignisse bewirkt, welche seit der Auf-
stellung der Armee Napoleons auf den Höhen zwi-
schen Borissow und Niemanitza (23. Novembers) statt
fanden. Wir müssen auf diese zurückblicken.
Erst auf dem Zuge von Toloczin nach Borissow er-
hielt der Kaiser Gewißheit, daß die Stadt Minsk, daß
Borissow in russischer Gewalr wären. Seine Lage ward.
dadurch noch verzweifelter. Sein Heer, welches seit
vier Wochen durch die Schnee= und Eisfelder der russi-
schen Winter = Wüsten hin abentheuerte, wo es keine
menschlichen Gestalten sah, als den Feind, keine Nah-
rung fand, als die Leichname der verhungerten Rosse,
gerieth nun in Gefahr, vom Strom der Bereczing fest-
gehalten zu werden, um unter dem Schwert des Feindes
zu vergehen. Er sah die Russen, welche hinter ihm
folgten, aber kannte noch die nicht, die ihm entgegen-
rückten; wußte nicht, ob sich das Moldauheer des Ad-
mirals Tschitschagof schon mit Wittgensteins
Schaaren, oder mit andern Armeecorps vereinigt habe,
oder ob der Admiral es allein sei, welcher die Stellung
von Borissow behaupte, und das Entrinnen aus den
Feldern des Verderbens verhindern wolle.
Nur drei Puncte waren es, bei welchen das napo-
leonische Heer hoffen durfte, seinen Uebergang über die
Bereczina zu machen, nämlich bei Borissow, Weselow
und Ucholoda. Wurden die beiden ersten Puncte von
einer sehr überlegenen russischen Macht vertheidiget, dann
blieb nur der Uebergangspunct Ucholoda. Aber nur Letz-
teren zu erreichen, mußte kostbare Zeit geopfert werden,
welche Napoleon, theils durch schnelle Bewegungen,
theils weil Kutusow ihm nicht auf dem Fuß gefolgt
war, als Vorsprung gewonnen hatte. War aber end-