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lich auch bei Ucholoda die Bereczina überschritten, wo-
hin anders konnte dann Napoleon, als nach Minzsk,
das von den Russen ebenfalls besetzt war.
In dieser Ungewißheit mochte der französische Kai=
ser schwanken, als er die bestimmtesten Meldungen
vom Marschall Victor empfing, daß derselbe auf seis
nem Marsche zur Vereinigung mit dem französischen
Hauptheer, vom General Wittgenstein verfolgt
werde. Wittgenstein war von Czasniki über Cze-
reia, Cholopeniczi gezogen und hatte daher seine Ver-
einigung mit dem Admiral Tschitschagof noch nicht
gemacht. Als aber Napoleon ferner von ausgesand-
ten Streifpartheien erfuhr, Admiral Tschitschagof
habe, statt seine gesammten Streitkräfte bei Borissow
zusammenzuhalten, sie theils bei Borissow, theils bei
Zembin, theils abwärts an der Bereczina bei Uszacz
und Nieder-Bereczino zersplittert aufgestellt, ja habe
selbst eine bedeutende Anzabl Reiterei unter General
Orurk seitwärts gegen Sebaszewiczi entsandt, hielt er
sich und die Ueberbleibsel seines Heeres gerettet. Er
beschloß unvorzüglich den Fluß-Uebergang bei Weselewo
ins Werk zu setzen, aber dem Feinde durch Scheinbewe-
gungen gegen Borissow die wahre Absicht zu verbergen.
Den Uebergang bei Weselewo, wo auch einst schon der
schwedische König Carl der Zwölfte die Bereczina über-
schritten hatte (1708), begünstigten Anhöhen, welche
das linke Ufer beherrschen. Aber auch nach dem Ueber-
gang war die Gefahr nicht besiegt. Es mußte noch mit
Hülfe eines sehr schmalen Dammes der am rechten Ufer
liegende Morast überwandert werden.
Das napoleonische Heer, besonders nach der Verei-
nigung mit dem Marschall Oudinot, der noch ehe er
Befehl