— 305 — 
schagofschen Heeres unter Tschaplitz, erreichte die 
Stadt auf der Straße von Ogzmiana; das russische Haupt- 
heer zog nach eben jener Richtung fort. 
  
12. 
Rückzug von Wilna über den Niemen. Gänz-= 
liche Aufldsung der baperischen Truppen. 
Ihre Wiederbildung und Aufstellung an 
der Weichsel. 
Durch die Schrecken der Natur entwaffnet und ge- 
schlagen, floh indessen die aufgeldobte Armee Napoleon's, 
kaum noch dieses Namens würdig, und doch nicht durch 
Tapferkeit oder Kriegskunst ihrer Gegner besiegt, in heil- 
loser Verwirrung, durchs Land zerstreut, dem Niemen und 
der Weichsel zu. Es war den nachrückenden Feinden ein 
Leichtes, die wehrlosen Franzosen sammt deren Bundes- 
volkern zu vertilgen. Wir haben nicht mehr lehrreich für 
den Kriegsmann, von Schlachten, kaum noch von wohl- 
geordneten einzelnen Gefechten und sinnreichen oder küh- 
nen Schaarbewegungen zu erzählen. Alles ward Flucht, 
Auflbsung und Untergang. 
Die aber, welche flohen, schienen nur noch darin 
ihren letzten Triumph zu suchen, daß sie dem Schwert, 
oder der Gefangenschaft entrinnen und ihre Leichname 
dem Tode durch Krankheit, Frost und Hunger hinschleppen 
konnten. 
Am 10. December scholl in Wilna der Schreckensruf: 
die Russen dringen unabhaltbar in die Stadt! die weni- 
gen Vorwachten der Division Loison waren draußen 
schon angegrisfen und verjagt, und der Donner des russi- 
schen Geschutzes schreckte die Tausende der Flüchtlinge aus 
III. Otes Buch. 20