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Kowno erreicht und der neapolitanische König Murat
hoffte, hinter den dort angelegten Verschanzungen sich we-
nigstens so lange behaupten zu können, bis er die daselbst
aufgehäuften Vorräthe, so wie die in den Verschanzun-
gen stehenden zwanzig Stücke Geschützes, gerettet habe.
Doch hiezu ließ ihm Hetmann Platow keine Zeit.
Schon am 15. December erschien dieser mit seinen Kosaken
vor den Schanzen, und als Marschall Ney, der noch in
der Stadt war, Miene machte, sich zu vertheidigen, ließ
Platow Geschütz aufführen, die Besatzung beschießen
und die Kosaken über den hart gefrornen Fluß gehen. Jetzt
wurde Kowno von den Franzosen geräumt, und Alles,
Vorräthe, auch ein bayerischer Kleidungs-Transport,
denen vordringenden Russen überlassen. Von diesem Au-
genblick an endete jeder Widerstand Murat's, wel-
cher noch immer Hoffnung gehegt hatte, die Linie des
Niemen vertheidigen zu koönnen. Er selbst floh über Gum-
pinnen nach Kdnigsberg. (18. Decembers). Ihm folg-
ten etwa 30 tausend in Lumpen gehüllte, meist unbewaff-
nete Soldaten aller Gattung, welche größtentheils den
Keim von Krankheiten in sich trugen und die in Rußland
eingeathmete verpestete Luft auf polnischen und deutschen
Boden aushauchten. Die Fliehenden durchzogen drei
Straßen. Der Großtheil derselben die Straße von Stal-
lupoehnen über Gumpinnen und Insterburg nach Kdnigs-
berg. Der geringere Theil über Goldapp und Heilsberg
nach Marienwerder. Ein kleiner Theil über Lyk und Wil-
lenberg nach Thorn und Plozk. So sahen nun die Be-
wohner ÖOstpreußens, welchen angekündiget war, ein kräf-
tiges Heer von 100 tausend Mann den Winter über zu
beherbergen, nur jene Wehrlose, welche oft Mitleid, df-
ters allgemeine Verachtung und Verspottung erregten.