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franzoͤsischen Besatzungen in den preußischen Landen, vor-
züglich der Feste Danzig noch mitgerechnet, hätte Mu-
rat vielleicht wieder mehr als 100 tausend Mann zusam-
menbringen und die Flüße Memel und Weichsel behaupten
konnen, zumal auch die russischen Heere nur dußerst
langsame Bewegungen machen konnten. Denn auch diese
bedurften der Ruhe zur Wiedererlangung der verlornen
Kräfte. Aber die außerordentlichsten Ereignisse gaben der
ganzen Lage der Dinge schnell eine veränderte Gestalt.
Beinahe stand kein feindlicher Faß mehr auf Ruß-
lands Grund und Boden, als noch immer der franzbsische
Marschall Macdonald mit seinen Kriegsvölkern die
Stellung behielt, welche er in Kurland nach verschiede-
nen, meistens glücklichen Gefechten im Laufe des Novem-
bers eingenommen hatte. Denn Napoleon, von sei-
nem Schicksal überwältigt, schien ganz des Macdonal-
dischen Armeecorps vergessen zu haben. Und doch war
es gerade dieses, welches ihn und die Trümmer seines
Heeres würde mit Nachdruck haben beschutzen können. Es
mochte jetzt noch über 20 tausend Mann stark seyn, von
welchen jedoch nur 6 tausend Mann, unter ihnen das bape-
rische 15. Linien -Regiment, die Diviston Grandjean
bildeten. Alles übrige waren Preußen, geführt durch die
Generale Dork und Massenbach. Erst von Wilna
aus schickte Napoleon Befehl, daß Macdonald ge-
gen den Niemen zurückgehen sollte. Es war am 18. De-
cembers, als Macdonald den Befehl erhielt, und so-
gleich (10. DOecembers) vollzog. Schon aber hatte sich
der russische General Wittgenstein, ohne Wilna zu be-
rühren, in Bewegung gesetzt, um dem Marschall den Rück-
zug abzuschneiden. Vor ihm her zogen die leichten Abthei-
lungen unter dem Generalmajor Kutusow und Letzterem
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