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befehl übernahm, und den bayerischen Obersten von
Hofnaas zum Platzcommandanten ernannte, während
Marschall Daveust mit seinen 3000 Franzosen und 10
Kanonen, den Ueberbleibseln des französischen iten Heer-
theils, nach Posen abzog (21. Jänner 1813).
Thorn, jene alte sarmatische Burg, welche im drei-
zehnten Jahrhundert durch den deutschen Orden, ihre
Eirtstehung empfangen, dann in verschiedenen Belagerun-
gen während der Jahre 1310, 1458, 1454, 1455, 1620,
1055, ihre Bedenutsamkeit erprobt hatte, war im Jahre
1705 eine Eroberung des schwedischen Königs Karls
XII. geworden, und von ihm durch Sprengung aller Fe-
stungs-Werke und Thürme in eine offene Stadt verwan-
delt. In diesem Zustande hatte sie Napoleon gefun-
den, als er im Jahre 1806 über die Weichsel ging. Ihre
Lage schien ihm, gleich anderen Puncten, für die Ver-
theidigung des Weichsel-Stromes von Danzig bis War-
schau sehr wichtig. Thorn ist der Vereinigungs-Punct
aller von Kdnigsberg über Marienburg, Graudenz und
Kulm, ferner der von Danzig über Dirschau, Marien-
werder und Kulm, deögleichen der von Posen nach Gne-
sen, endlich der über Plozk und Gombyn nach Warschau
führenden Hauptwege. Napoleon ließ ohne Verzdgern
die Anlage neuer, und die Wiederherstellung alter Werke
beginnen, so daß die erneuerte Festung, während des
Jahres 1809, schon einem Versuche feindlicher Ueberra-
schung widerstehen konnte. Aber die Arbeiten wurden
noch erweitert, um den Brückenkopf von Thorn, (für
solchen hatte ihn Napoleon erklärt), zum stärksten Wi-
derstande fähig zu machen. Am Ende des Jahrs 1812,
und im Anfang des Jahrs 1815 wurde Thorn, nicht nur
als Brückenkopf, sondern als Festung in die Reihe wich-