Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1810 bis zum Schluße der Belagerung von Thorn ( April 1813 ). (3)

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begann das in der Weichselbatterie eingefuͤhrte feindliche 
Geschuͤtz zu feuern. Das Festungsgeschuͤtz, wegen Man- 
gel an Munition, konnte nur schwach antworten. Zwar 
hatte der Gouverneur schon seit mehreren Tagen Werk- 
staͤtte errichten lassen, um den uͤberfluͤssigen Vorrath von 
Taschenmunition in Geschuͤtzmunition umzuwandeln; doch 
schritt diese Arbeit nur langsam vorwaͤrts. Und inzwischen 
die russischen Belagerungstruppen stets mehr Verstaͤrkun— 
gen erhielten, minderte sich die Anzahl der Vertheidi— 
ger in der Festung. 
Die Brigade Zoller hatte bei ihrem Einruͤcken in 
Thorn (im Monat Jaͤnner 1813) aus 157 Officieren, 
3883 Mann bestanden. Im Laufe der Blokade und Be— 
lagerung bis zum 15. April hatte sie schon mehr als 
1000 Mann durch den Tod verloren, während beinahe 
das Doppelte in den verschiedenen Krankenhäusern, un- 
brauchbar für den Vertheidigungsdienst, lag. So blieben zur 
Besetzung der sehr ausgedehnten Festungswerke, und da- 
mit die immer gefährlicher werdenden Angriffe eines sehr 
überlegenen Feindes abgewiesen werden konnten, im Gan- 
zen genommen kaum mehr 1500 Mann Franzosen und 
Bayern disponibel. 
Besondere Rücksicht verdienten die Bayern, welche 
zur Vertheidigung des Platzes so kräftig halfen, denn 
sie waren die kostbaren Ueberreste vieler Regimenter und 
Bataillons, welche den Stamm neuer Schlachthaufen 
bilden sollten und schon seit langer Zeit zur Rückkehr in 
ihr Vaterland bestimmt waren. 
Das überlegene Geschützfeuer des Feindes hatte auch 
schon mehrere Feuerschlünde der Festung unbrauchbar ge- 
macht,. Das Elend der Einwohner war auf den hochsten
	        
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