Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1810 bis zum Schluße der Belagerung von Thorn ( April 1813 ). (3)

Macht des franzoͤsischen Kaisers, das eroberte Kurland, 
Samogitien und den Punct Slonim zu behaupten. Er 
wollte mehr. Er kannte aber bestimmt nicht mehr den 
wahren Zustand seiner ungeheuren Kriegsmacht. 
Dem Blick und der Kraft des groͤßten Menschen- 
geistes sind Grenzen gezogen. Cäsar, Condc, Tü- 
renne, Friedrich der Große, selbst Napoleon 
anfangs, fochten ihre schönsten Schlachten mit mäßigen 
Heeren aus, deren Glieder sie bequem überschauen und 
lenken konnten. Jetzt aber standen einander die schwer- 
fälligen Massen der Terresse, gleichsam Völker, entgegen, 
die nur Weib und Kind hinter sich gelassen hatten. Der 
Oberfeldherr konnte nur noch im Allgemeinen die Bewe- 
gungen der riesenhaften Gliedmaßen andeuten, und mußte 
im Ganzen mehr dem Zufall und Glück anvertrauen, als 
seiner kriegerischen Berechnungskunst. 
Schon in der Mitte August herrschte im napoleoni- 
schen Heere Mangel an Brod, Bier und Wein. Der 
Genuß des Fleisches, das sich noch allenthalben hinrei- 
chend vorfand, mußte dem Soldaten Ersatz leisten. Den 
Nachtheil dieses ausschließlichen Nahrungsmittels ver- 
mehrte das Trinken eines schlammigen, verdorbenen Was- 
sers, das oft selbst fehlte. Krankheiten rissen ein, und 
lichteten die Reihen eines Heeres, das schon um ein 
Drittheil schwächer war, da es über den Niemen ging, 
denn es ursprünglich gewesen. Jahllose kamen auf Land- 
straßen und in Spitälern um. Es gebrach an Arzneien 
und andern für Kranke erforderlichen Bedürfnissen, weil, 
wegen der elenden Wege, wegen Mangels an Zugpfer- 
den und Futter für sie, die beladenen Wagen zurückblei- 
ben mußten. Die Spitäler selbst waren angewiesen, 
ihren Bedarf von Heilmitteln u. s. w. aus Ländern zu
	        
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