— 31 —
infolge dessen die Gebiete: Salzburg, Berchtesgaden, Regens-
burg, die Markgrafschaft Baireuth') und das Innviertel
an Bayern kamen (1810).5“) Die Tyroler, welche bisher verzweiflungs-
vollen Widerstand geleistet hatten, erlagen nun bald der verstärkten
feindlichen Ubermacht, und das heldenmütige Volk mußte sich unter die
französische Gewaltherrschaft beugen. Hofer, der sich in einer Senn-
hütte verborgen hielt, ward verraten, gefangen genommen und zu
Mantua erschossen.
Nach kurzer Friedenszeit, in der sich unser Vaterland von des
Krieges Wunden nicht zu erholen vermochte, begann der Kampf der
Völker aufs neue. Napoleon stand, bisher vom Glück begünstigt, auf
dem Gipfel seiner Macht; kein Staat unseres Weltteils wagte es,
seinem Willen entgegenzutreten, England und Rußland ausgenommen.
Um den Handel Englands zu schädigen, verlangte er auch von Rußland,
keines der englischen Schiffe landen zu lassen. Auf Rußlands Weige-
rung folgte Napoleons Kriegserklärung. Mit einer halben Million
Soldaten, darunter 30 000 Bayern, brach er im Sommer des J. 1812
auf, zog durch die Wälder und Steppen des großen Zarenreichs und stand
nach mehreren siegreichen Schlachten im Spätherbst vor Moskau,
der alten Hauptstadt desselben. Wie ausgestorben lag sie da, öde und
leer; die Einwohner waren geflüchtet und hatten alle Lebensmittel mit-
genommen oder verdorben. Am Tage nach dem Einzuge des Gewaltigen
zündeten losgelassene Verbrecher die Stadt an allen Ecken an, und
Moskau ging in Flammen auf. Bedrängt von Hunger und Kälte trat
Napoleon unter beständigen Angriffen der Russen den Rückzug an;
aber nur wenige Tausende des stolzen Heeres sahen, meist krank und
elend, die Heimat wieder. — Nun erhoben sich unter Vorantritt
Preußens alle Mächte gegen den verhaßten Eroberer; ob Jüngling oder
Greis, jeder griff zu den Waffen zum Kampfe für Freiheit und
Recht. Die ewig denkwürdige Völkerschlacht bei Leipzig (1813)
vernichtete Napoleons Glück und Macht, und befreite Deutschland
von der Herrschaft Frankreichs. Drei Tage lang, am 16., 18. und
19. Oktober, rangen hunderttausende von Kriegern um den Sieg,
tausendfacher Kanonendonner verkündete Tod und Verderben, tausende von
Verwundeten ächzten auf dem blutigen Felde, und Deutschlands Helden be-
teten noch sterbend für des Vaterlandes Befreiung. Vergebens nahm Napo-
leon alle seine Kraft zusammen, seine Heere mußten weichen und wandten
sich in wilder Flucht dem Rheine zu. Bei Hanau stellten sich ihnen die
Bayern entgegen, die etliche Tage vorher zu den Verbündeten über-
getreten waren. Unauphaltsam eilte Napoleon der Hauptstadt seines
*) Markgraf Friedrich nahm (1686) die aus Frankreich geflohenen Huge-
notten auf, welche die Neustadt Erlangen gründeten, die er (1743) mit einer
Universität bedachte.
*) Dafür kam Tyrol an Frankreich; Schweinfurt an Würzburg; Ulm, Bopfin-
gen u. s. w. an Württemberg,