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erfolgte Hinscheiden des geliebten Fürsten; in aller Augen standen
Thränen, denn „das beste Herz“ stand still.
15.
Mit dem Wahlspruche: „Gerecht und beharrlich!“ trat nach dem
Tode seines Vaters Ludwig I. ) die Regierung über Bayern an und
ließ es seine erste Sorge sein, durch Vereinfachung der Staats-
verwaltung die Lasten des Volkes und die mit den Kriegsunruhen
gewachsenen Staatsschulden zu mindern. Ihm verdankt Bayern die
Berufung der Landräte und die noch bestehende Einteilung des
Königreiches mit geschichtlicher Benennung der Regierungsbezirke.
Auf seinen Wunsch wurde die Univer sität Landshut nach München
verlegt, unter seiner Fürsorge erfreute sich die Wissenschaft, gefördert
durch die hervorragendsten Gelehrten, der besten Pflege. Handel und
Verkehr wurden belebt durch den auf Betreiben des Bayernkönigs er-
standenen deutschen Zollverein, durch Erbauung von Eisenbahnen,)
sowie durch Herstellung des Ludwigskanals und Begründung der Donau-
dampfschiffahrt. Infolge des geordneten Staatshaushaltes war die
Aufführung vieler Prachtbauten ermöglicht, durch welche König
Ludwig der Schirmherr und seine Residenz die erste Pflegstätte der
neuerwachten Kunst geworden ist. Neben wundervollen Kirchen erstanden,
von ihm hervorgerufen: Die Walhalla, die Befreiungshalle, die Ruhmes-
halle, die Bavaria, die Pinakothek und Glyptothek, der Königsbau an
der neuen Residenz, das Siegesthör, die Feldherrnhalle, das pompejanische
Haus bei Aschaffenburg und die Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben. —
Der Friede, der diese Werke fördern half, blieb nicht ungestört. In
Frankreich hatte sich das Volk erhoben 9942½ um verschiedene Rechte
und Freiheiten zu erhalten und der Geist des Umsturzes drang von
Westen her erschütternd ins deutsche Land. Während er in Preußen
und Osterreich blutige Bewegungen hervorrief, kam es in Bayern nur
zu etlichen Volksaufläufen, mit denen sich die Unzufriedenheit hinsichtlich
einiger Staatseinrichtungen““) kundgab. Der König verschmähte es,
diese Ausschreitungen mit Gewalt zu unterdrücken und legte, der neuen
Richtung abhold, am 20. März 1848 aus freiem Entschluß die Krone
zu Gunsten seines Sohnes nieder. Er starb i. J. 1868 hochbetagt;
sein Gedächtnis aber besteht unvergänglich in den erhabenen Werken,
seines königlichen Sinnes.
*) Anläßlich seiner im Oktober 1810 erfolgten Vermählung mit der Prinzel in
Therese von Sachsen-Hildburghausen ward das Oktoberfest begründet und die
Wiese, auf welcher dasselbe gefeiert wurde, von nun ab Theresienwiese genannt.
— Durch seine Unterstützung erweiterte sich die sog. „Rheinschanze“ — Mannheim
gegenüber — zur Stadt Ludwigshafen.
*#) Die 1835 eröffnete „Ludwigsbahn“, welche die Schwesterstädte Nürnberg
und Fürth verbindet, war die erste Eisenbahn Deutschlands.
*% ) Ministerium Abel, Ständewahlordnung, Rechtspflege, Preßgesetz.
Volkert, Gesch. u. Geogr. Bayerns. 3