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graphennetzes und Errichtung von Handels= und Gewerbekammern.
Neben dieser Fürsorge, die Maximilian dem Vaterlande widmete, be-
kundete er seine echt deutsche Gesinnung durch die Teilnahme an dem
Geschick der Herzogtümer Schleswig-Holstein, welche unter der
drückenden dänischen Oberherrschaft sich nach einem eigenen, deutschen
Fürsten sehnten. Eben als diese Angelegenheit ganz Deutschland in
Aufregung versetzte, machte der Tod dem Leben des geliebten Königs
unerwartet ein Ende (1864). Wie eine Familie um den Vater, so
trauerte das ganze Land um den teuren Monarchen, dessen Regierung
eine glückliche Zeit gesegneten Friedens war. Stets besorgt um das
Wohl seines Landes trug er, eingedenk seiner hohen Worte, sein
Bayernvolk von Jugend auf treu in seinem Herzen, es war der
Gegenstand seiner Arbeiten, seiner Sorgen, seiner Leiden und Freuden;
darum wird sein Name auch fortleben in den dankerfüllten Herzen
seines Volkes.
17.
Ludwig II., unser erhabener König, erblickte das Licht der Welt
zu Nymphenburg am 25. August 1845 und bestieg den Thron seines
erlauchten Vaters am 10. März 1864. Begeistert für alles Edle
und Schöne ist er ein hoher Gönner der Kunst und ein Freund der
majestätischen Natur. Kurz nach seinem Regierungsantritt ward Schleswig-
Holstein von Preußen und Osterreich mit dem Schwerte von dänischer
Herrschaft befreit und an diese beiden Mächte abgetreten. Da Preußen die
erworbenen Herzogtümer für sich verlangte, kam es (1866) zum deutschen
Bruderkriege, in welchem Bayern, seiner Bundespflicht getreu, auf
Osterreichs Seite stand. Die Hauptschlacht entschied — wie die ihr
vorhergegangenen Treffen — zu Gunsten Preußens, und Bayern mußte
infolge des Friedensvertrages 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung
zahlen und des Bezirksamt Gersdorf samt einem Distrikt um Orb ab-
treten. Osterreich schied aus dem deutschen Bunde aus und dessen Führung
war somit von den Habsburgern auf die Hohenzollern übergegangen.
Als einem Prinzen dieses Hauses die spanische Königskrone angetragen
wurde, und derselbe um des Friedens willen sie ablehnte, verlangte
Frankreich vom Könige Preußens, daß er deren Annahme auch künftighin
niemals zugeben solle. Auf die entschiedene Zurückweisung dieses An-
sinnens antwortete Napoleon III. (am 19. Juli 1870) mit einer
Kriegserklärung, wohl in der Meinung, daß die süddeutschen
Staaten trotz ihres Schutz= und Trutzbündnisses mit dem norddeutschen
Bunde zum mindesten neutral bleiben würden. Allein der ruchlose
Friedensbruch erfüllte ganz Deutschland mit Entrüstung und rief ein
einig Volk von Brüdern zu den Waffen. Als ein Fürst echt deutschen
Sinnes, war König Ludwig der erste der Monarchen, der seine Truppen mit
den norddeutschen Waffenbrüdern vereinte, und in kaum zwanzig Tagen
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