— 36 —
bot das mächtige deutsche Heer an Frankreichs Grenze ein herrliches
Bild zu den vielgesungenen Dichterworten:
„Lieb' Vaterland magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!“
Bald klirrten die Waffen auf feindlichem Felde und die tapferen
Bayern machten, wo sie kämpften, ihrem Namen Ehre. Sie nahmen
den ruhmvollsten Anteil an den Siegen von Weißenburg, Wörth, Sedan,
Paris und Orleans; hocherfreut jubelte das ganze Land über den Helden-
mut seiner Söhne. Und als die deutschen Waffenbrüder den Erbfeind
unseres großen Vaterlandes zu Boden geworfen hatten, da war es
wiederum unser hochherziger König Ludwig II., der den Anstoß zur
bleibenden Einigung Deutschlands gab, indem er unter Zustimmung
von Deutschlands Fürsten den greisen Heldenkönig Wilhelm aufforderte,
die Kaiserwürde erblich zu übernehmen. Am 18. Januar 1871 er-
folgte zu Versailles Wilhelms Proklamation zum deutschen Kaiser,
und damit waren die deutschen Bruderstämme wieder unter einem Ober-
haupte vereinigt. Durch deutsche Kraft waren binnen eines Zeitraums
von 8 Monaten 17 große Schlachten gewonnen, 26 Festungen erobert,
7000 Geschütze erbeutet, und mehr denn 370 000 Franzosen kriegs-
gefangen; es war ein Riesenkampf zu Ende geführt, der einzig dasteht
in der Geschichte. UAm 10. Mai 1871 wurde zu Frankfurt a. M.
der Friedensvertrag abgeschlossen, infolgedessen Frankreich die
Reichslande Elsaß und Lothringen an Deutschland abtreten und sich
zur Zahlung von fünf Milliarden Francs = 4000 Millionen Mark
Kriegsentschädigung verpflichten mußte. Treu besorgt für die Erhaltung
deutschen Friedens hat unser erhabener König seitdem unser Bayernland
glücklich geleitet und seinem Volke, dessen Vertrauen und Liebe
ihm über Alles geht, viel Gutes erwiesen. Allen, dem Wohle
unseres Vaterlandes nachteiligen Bestrebungen in wahrhaft königlicher
Weise entgegentretend, hat seine landesväterliche Güte stets still gewaltet
und erst im Vorjahre eine Stiftung voll Segen ins Leben gerufen
mit den königlichen Worten: „Ich weiß Mich und Mein Haus auch
ohne Entfaltung äußeren Glanzes mit Meinem Volke
eins!“ Und als das Volk im Jahre 1880 mit dem Doppelfeste des
Geburts= und Namenstages seines allverehrten Herrschers zugleich das
700jährige Regenten = Jubiläum des angestammten Herrscherhauses
feierte, da jauchzten alle Bayern in wahrer und vollster Hingabe ihrem
erhabenen Könige zu, aller Augen blickten voll Liebe und Vertrauen
auf zu ihm und aller Herzen gelobten an seinem Throne:
„I lang im Ilpenschnee und in des Himmels Släne
Per Heimat Farben nus entgegensehn,
M—W——————— Trene
Zum Hause Wittelsbach nicht untergehn!“