Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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stehen bleibt, und dann die Entwicklung in Österreich abwarten. Werde OÖsterreich 
Gegner, dann sei ein neuer Standpunkt geschaffen. 
Hierauf entfernten sich die beiden Generale. 
Solf teilt noch nachträglich mit, daß der General von Gallwitz ihm noch gesagt 
habe, er habe den österreichischen Abfall vorhin zu schwarz eingeschätzt, da er im Augen- 
blick übersehen habe, daß wir im Osten und Südosten noch mehrere Armeen stehen hätten. 
Er sähe deswegen die Lage nicht mehr für so schwarz an. 
Nr. 87. 
Delegramm. 
Hofzug, den 30. Oktober 1918. 
Der Wirkliche Legationsrat an Auswärtiges Amt. 
Der Vertreter von General von Cramon hat Seiner Majestät gemeldet: 
* Seine Apostolische Majestät haben mir als Stellvertreter des Generals 
von Cramon heute in Audienz befohlen, Euerer Majestät zu melden, wie sehr Seine 
Apostolische Majestät es bedauern, durch den hoffnungslosen Justand der Truppen an 
der Südwestfront und die Besorgnisse vor bolschewistischen Ereignissen gezwungen ge- 
wesen zu sein, eigene Wege zu gehen. Ich habe Seiner Apostolischen Majestät erwidert, 
daß die Erwähnung des Entschlusses in der Note an den Präsidenten sehr peinlich 
überrascht hätte. Ich habe Seine Apostolische Majestät außerdem alleruntertänigst 
darauf hinweisen zu müssen geglaubt, daß ein Eingehen auf Bedingungen, wie sie Bul- 
garien angenommen hat, eine schwere Bedrohung unserer Südgrenzen bedeute und aller- 
untertänigst gebeten, derartige Forderungen abzulehnen.“ 
gez. Grünau. 
Nr. 88. 
Telegramm. 
30. Oktober 1918. 
Seine Apostolische Majestät an Seine Majestät den deutschen Kaiser. 
Ich war heute früh genötigt, da die militärische Lage unhaltbar geworden ist, 
den Italienern einen Waffenstillstand anzutragen. Falls aber die Italiener die Bedin- 
Zung stellen, daß die Bahnen durch Tirol und Kärnten (Tauernbahn, Brennerbahn, 
Südbahn) für den Durchzug der feindlichen Truppen gegen Deine Länder geöffnet 
werden sollten, so werde Ich mich an die Spitze Meiner Deutsch-Osterreicher stellen und 
den Durchzug mit Waffengewalt verhindern. Darauf kannst Du fest vertrauen. Auf 
die Truppen der andern Nationalitäten kann man sich in dem Falle nicht verlassen. 
In treuer Freundschaft 
. gez. Karl.
	        
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