Vorbemerkung.
Die hier abgedruckten Aktenstücke beziehen sich auf die Zeit vom 14. August bis
zum 11. November 1918. Sie geben die Beratungen und Verhandlungen wieder, die
zwischen Regierung und Oberster Heeresleitung stattgefunden haben, nachdem diese auf
Grund des militärischen Umschwunges im Juli und August 1918 zu dem Schlusse ge-
kommen war, daß der Feind trotz der gewaltigen Leistungen unserer Heere nicht mehr
durch einen Sieg zum Frieden genötigt werden könne.
Die Veröffentlichung ist erforderlich geworden, um der Legendenbildung ent-
gegenzutreten. Viele Kräfte sind an der Arbeit, die Wahrheit zu entstellen. Zum Teil
kann man ihnen den guten Glauben nicht mehr zusprechen, aber zum Teil ist Unkenntnis
die Ursache der Entstellungen. Über die Verhondlungen dieser Jeit muß daher voll-
ständige Klarheit verbreitet werden. Das Volk will die Wahrheit und jeder der Be-
teiligten hät Anspruch darauf.
Die veröffentlichten Dokumente entstammen den Archiven des Auswärtigen
Amts und der Reichskanzlei. Sie sind Beiträge zur Entstehungsgeschichte des Friedens-
angebots vom 3. Oktober und des Waffenstillstandsabkommens vom 11. November 1918.
Sie sind gleichzeitig Beiträge zum Verständnis der deutschen Revolution und der elemen-
taren Leichtigkeit ihres Sieges.
Die Urkunden sollen ein objettives Urteil über die Verhandlungen zwischen der
Obersten Heeresleitung und der politischen Reichsleitung während der Liquidation des
Krieges ermöglichen. Es ist daher alles aufgenommen worden, was in den genannten
Akten an Außerungen der Obersten Heeresleitung gegenüber der Reichsleitung enthalten
ist. Das Material ist im ganzen chronologisch geordnet. Einige Dokumente zur Auf-
bebung des U-Boot-Krieges sind in einem besonderen Abschnitt zusammengefaßt. Zur
Erleichterung der Ubersicht sind die mit dem Präsidenten Wilson gewechselten Noten
eingefügt.
In großen Zügen ergibt die Sammlung folgendes Entwicklungsbild:
Ausgangspunkt der ganzen Friedensaktion ist die Kaisersitzung in Spa am
14. August 1918 (Nr. 1 und 2). Während General Ludendorff noch Mitte Juli 1918
mit Bestimmtheit erklärt hatte, daß die jetzige Offensive den Feind endgültig und ent-
scheidend besiegen werde (Nr. 2), wird jetzt angenommen, daß es nicht mehr möglich sei,
den Krieg militärisch zu gewinnen und daß daher an eine Verständigung mit dem Feinde,
und zwar durch neutrale Vermittelung, zu denken wäre. Es wird aber nicht etwa der
Auftrag gegeben, die Anknüpfung sofort verzunehmen. Der Entschluß des Kaisers
lautet vielmehr (Nr. 1):
„Es müsse auf einen geeigneten Zeitpunkt ge-
achtet werden, wowir uns mit dem Feinde zu verständigen hätten)=
und nach ihm faßt der Reichskanzler die Beratung dahin zusammen:
Diplomatisch müssen Fäden, betreffend eine Verständigung mit dem
Feinde, im geeigneten Moment angesponnen werden, ein solcher
Moment böte sichn ach den nächsten Erfolgen im Wester.=
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