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Generalfeldmarschall von Hindenburg führt im Anschluß hieran aus,
ddaß es gelingen werde, auf französischem
Boden stehen zu bleiben und dadurch schließlich
dem Feinde unsern Willen aufzuzwingen.=
Mit dem Ergebnis dieser Sitzung stimmt es überein, daß der Reichskanzler
von Hertling ein sofortiges Friedensangebot in der Sitzung des Preußischen Staats.
ministeriums vom 3. September 1918 ablehnt (Nr. 3) und daß die weitergehenden öster-
reichischen Wünsche eines direkten Appells an alle kriegführenden Länder nicht gebilligt
werden (Nr. 4). Die deutsche Anschauung, daß eine neutrale Vermittelung vorzuziehen
und daß auch für diese ein günstigerer Jeitpunkt, namlich die Konsolidierung der deutschen
Front, abzuwarten sei, wird bis zum 10. September in zahlreichen Verhandlungen den
ÖOsterreichern gegenüber vertreten, um sie von ihrem offenen Appell zurückzuhalten.
Erst am 10. September tritt eine teilweise Anderung ein. Generalfeldmarschall
von Hindenburg spricht sich zwar nochmals gegen den Appell an alle kriegführenden Länder
aus, erklärt sich aber nunmehr mit der Vermittelung einer neutralen Macht zur Herbei-
führung einer Aussprache ohne Aufschub einverstanden. Der Widerspruch
Osterreichs, das an seinem Vorschlage festhält und der neutralen Vermittelung wider-
spricht, führt zu weiteren Verhandlungen mit OÖsterreich (noch Nr. 4). Als die Öster-
reicher trotz des deutschen Widerspruchs ihren Appell hinausgehen lassen, dessen höhnische
Lurückweisung man voraussieht, entschließt man sich von deutscher Seite, die neutrale
Vermittelung nebenher zu suchen (Nr. 5). Die Versuche führen nicht zum Hiel.
Inzwischen verschärft Bulgariens Zusammenbruch die Situation wesentlich
(Nr. 6 bis 10).
Vom 21. September an taucht in den Aktenstücken der Gedanke auf, zur Ein-
leitung der Friedensverhandlungen direkt an Amerika heranzutreten. Vorbereitungen
werden getroffen (Nr. 11, 12). Am 29. und 30. September ist Staatssekretär
von Hintze wieder im Großen Hauptquartier. Das Ergebnis der Beratungen zeigt sich
in dem Telegramm von Hintzes an sein Berliner Amt vom 29. September, 9 Uhr
40 nachmittags (Nr. 13):
„Bitte auf Grund Befehl Seiner Majestät und Zustimmung des
Herru Reichskanzlers, in Wien und Konstantinopel vertraulich mitteilen,
daß ich vorschlage, Präsident Wilson Frieden anzubieten auf Grund seiner
14 Punkte und ihn einzuladen, Friedenskonferenz nach Washington zu
berufen nach Aufforderung zu sofortigem Waffenstillstand.
Wenn unsere Verbündeten zustimmen, würde die in Bildung begrif-
fene neue Reichsregierung den Vorschlag auf geeignetem Wege an Präsi-
dent Wilson gelangen lassen, so daß der Vorschlag erst von ihr ausgehen
würde.
Noch am selben Abend gehen aus Berlin die Telegramme nach Wien und Pera
ab (Nr. 14). Die Ubereinstimmung mit Wien wird nach Räckfragen herbeigeführt
(Nr. 16, 19) und die Technik der geheimen Ubermittlung durch die Schweiz mit Bern
verabredet (Nr. 18, 20).
In diesen Tagen tritt die Aktion in ein neues Sta-
dium. Während ursprünglich die Oberste Heeresleitung von der Einleitung von
Friedensschritten vor einer Konsolidierung der militärischen Lage ganz absehen wollte,
später Vorsicht empfahl), bittet sie jetzt auf das dringendste, das Friedensangebot