Full text: Die Gründung des Deutschen Ordenstaates in Preußen.

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Ordensbrüder zu einem solchen Berufe von einem Muthe erfüllt zu 
sehen, dem der Beistand des Himmels nicht fehlen konnte; freudig 
gewährte er, um was sie baten 2). 
Christian hatte mit richtigem Blick das Kulmische Gebiet zum 
Ausgangspunkt seiner Wirksamkeit ersehen. Dort stand er mit den 
Seinen noch unter dem Schutze des Herzogs von Masovien, und doch 
schon gewissermaßen auf Preußischem Boden. Hatte er in diesem 
Lande einmal festen Fuß gefaßt, so war eine Brücke geschlagen, um 
in das heidnische Preußen einzudringen; frei lag dieses vor ihm da 
und alle Wege friedlichen Verkehres standen ihm offen, um dem Volke 
die Kunde des Heiles nahe zu bringen. 
Als er daher aus Italien zurückgekehrt war, ging er zuerst zu 
dem Herzoge, um sich seines Wohlwollens und Schutzes zu versichern. 
Was hätte Konrad erwünschter sein können, als das Gelingen eines 
Unternehmens, das sein Herzogthum von einem so furchtbaren Feinde 
zu befreien, das Kulmerland erst zu einem wirklichen Besitzthum 
zu machen, ja vielleicht der Herrschaft über Preußen selbst den Weg 
2) Innocenz III., nicht Cölestin III., wie Lukas David II. 5. angibt, 
war es, unter welchem Christian die Verkündigung des christlichen Glaubens bei den 
Preußen begonnen hat. Innocenz sagt es selbst in seinem Briese an den Erzbischof. 
von Guesen vom Jahre 1211: In hac siquidem laborare vinen dilecti filü. 
Chrisftanu#s, Philippus et quidam alii monachi pio desiderio cupientes, 
illius dudum amore succensi, qui neminem vult perire, ad partes Prussie 
de noatra licentia accesserunt. — Noch deutlicher ist das Schreiben J.'# an die 
Cistercienseräbte vom Jahre 1213: Dilecti fllü. Christianus, Philippus ac 
eorum socii olim doe nostra licentiu Inceperunt seminare in parti- 
bus Prussie verbum dei. — Wenn aber die erste Missionsthätigkeit Christians 
in Preußen schon vor 1211 Erfolg gehabt, so kann die Reise nach Rom nicht spä- 
ter, als 1209 angenommen werden. — Die Angabe des Lukas David, Christian 
sei in Oliva Abt gewesen, muß mit vielem Andern, was er erzählt, als urkundlicher 
Beglaubigung entbehrend dahin gestellt bleiben. Hingegen werden wir später eine 
Urkunde finden, aus welcher hervorgeht, daß Christian unter seinen Gefähr- 
ten das Ansehen eines Abtes hatte; wahrscheinlich hatte ihn, den Urheber des gan- 
zen Werkes, Innocenz den Anderen in dieser Eigenschaft vorgesetzt.
	        
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