Full text: Die Gründung des Deutschen Ordenstaates in Preußen.

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sich einer Herrschaft unterwürfen, welche ihnen aufzulegen Polens 
Könige und Herzöge bisher vergebens getrachtet. Allein Nichts lag 
diesem ferner, als die Meinung, seine Bekehrten hätten sofort den 
Herzog als ihren weltlichen Hemn anzuerkennen, oder er sei irgendwie 
vepflichtet, die christlich gewordnen Preußen dem Herzog als seine 
Unterthanen zuzuführen. Denn es bestand kein Recht Konrads auf 
Preußen, das noch immer seine Freiheit behauptet"), und daraus, 
daß dasselbe sich anschickte, dem Heidenthum zu entsagen, konnte ein 
solches unmöglich erwachsen. Durfte Christian demnach mit gutem 
Grunde dem Verlangen des Herzogs nach der Herrschaft über die 
Preußen entgegentreten, so mußte er in diesem Widerstande bestärkt 
werden, wenn er auf den elenden Zustand des Polnischen Volkes sah. 
War doch die Härte der dortigen Fürsten gegen dasselbe so schreiend, 
daß der Papst sich noch 1233 genöthigt sah, mit der entschiedensten 
Sprache einzuschreiten und die Abstellung ihrer Grausamkeiten zu 
gebieten 10). Solch eine schmachvolle Herrschaft konnte Christian 
seinen Bekehrten, für die er täglich, stündlich sich aufopferte, nicht 
wünschen. Allein diese widersetzten sich auch selbst der unbefugten 
9) Es ist von der größten Wichtigkeit für die ganze Folge, dieses fest zu hal- 
ten. Preußen war nic eine Polnische Provinz, und Konrad, der nicht einmal das 
Kulmische Gebiet, ja Masovien kaum schützen konnte, wahrlich derjenige nicht, der 
sich für den Herrn Preußens ausgeben durste. Die vorsichtige Art, wie der Papst 
sich in dem sogleich zu enwähnenden Schreiben an die Poluischen Fürsten ausdrückt, 
beweist schon allein, daß ihm von einem Rechte Konrad's auf Preußen Nichts be- 
kannt war. Mit keinem Worte sagt er, daß die Preußen dessen Unterthanen seien; 
nicht als Fürsten, sondern als Christen mahnt er sie, den Bekehrten nicht be- 
schwerlich zu fallen, ja er nennt die Lasten, mit welchen Konrad sie als seine Knechte 
bedrücken wollte, geradezu unbefugte, unberechtigte. Vgl. Urk. 3. 
0) TFochf, cod. dipl. Pruss. 1. u. 29. Wir erfahren hier, daß das arme 
Volk (die „„auperes Polonie“) durch die Tyrannei der Fürsten oft bis zur Ver- 
zweislung gebracht wurde, und Viele dann zu den heidnischen Russen und Preußen 
sich retteten, wodurch sie zugleich auch dem Christenthum entsremdet wurden. Bei 
solchem Verfahren begreist es sich, daß die Preußen die Polnische Herrschaft so tief 
verachteten und so unversöhnlich haßten.
	        
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