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So tief war also der Glaube schon in Preußen eingedrungen.
Wurde dieses Land behauptet, so war das Kreuz fast im Herzen
Preußens aufgerichtet und die Bekehrung der westlich und östlich
gelegenen Landschaften konnte sehr schnell vollendet sein. Auch die
politische Gestaltung der Preußischen Verhältnisse hatte eine Richtung,
genommen, welche sie, wenn nicht Störungen von Außen eintraten,
höchst wahrscheinlich nicht mehr verlassen hätte. Es war zu erwar-
ten, daß die übrigen Völkerschaften, von demselben Dankgefühle be-
wogen, wie Warpoda und Swabuno, ihrem Bischof auf gleiche Weise
die Landeshoheit übergeben würden; und andererseits durfte Chri-
stian, wenn er nach der Anschauung seiner ganzen Zeit in der Ueber-
legenheit der mit dem Christenthume verbundenen Kultur die hin-
längliche Befugniß erkannte, die politische Leitung eines eben be-
kehrten rohen Volkes unbedenklich in die Hand zu nehmen, sich,
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Lansania, bloß weil es im Elbingischen Privilegium ein unbedeutendes Gebiet
nordöstlich von Elbing war, noch nicht behaupten, daß es nicht früher weit größer
gewesen. Drittens besitzen wir über die Ausdehnung desselben in heidnischer Zeit
ein sehr bestimmtes Zeugniß in der Angabe der Landschaften Preußens, wie sie 1231
auf Befehl des Dänischen Königs in das Reichslagerbuch eingetragen sind. Vgl.
Gebhardi, Genealog. Gesch. der erblichen Reichsstände in Deutschland. I, 209.
Die Däuen waren seit vielen Jahren in Preußen wohlbekannt. Hagquin hatte um
950 „Samland“ erobert, Kanut der Große hatte es abermals durchzogen, und noch
im Jahre 1210 hatte Waldemar II. es neuerdings unterworfen. Vgl. Voigt,
Gesch. Pr.'# I, 435 ff. Wir sind also berechtigt, dem Dänischen Zeugnisse für die
in Rede stehende Zeit Glauben zu schenken. Nach ihm aber ist Lansanien das ganze
Land, welches zwischen Pomesanien und Ermland lag, und zwar vom frischen Haff
an bis hinauf nach Löbau und Galinden. Die Landschaften werden von Westen
nach Osten aufgezählt: Terre Prusie, ex uns parte fluvül Lipz (alter Name für
den Pregel) Pom#zon##, Lansania, Ermelandia, Notangia (I. Natangia),
Barcia (I. Bartia), Peragodia, Nadravia, Galindo (l. Galindia), Syllones,
Zudua, Littovia etc. — Ueber dieses Land und über Löbau war Christian nun welt-
licher Herr; er besaß es nicht nur, sondern beherrschte es; keinen andern Sinn kann
die Abtretung eines ganzen Landes von Seiten eines Fürsten an einen Andern ha-
ben. Nur ein Theil Lansaniens, das Gebiet von Passaluk war, wie sich später
zeigen wird, noch nicht bekehrt, und folglich auch nicht in der Schenkung Warpoda's
einbegriffen.