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die Dobriner Verschreibung, so daß der Meister des neuen Ritter-
ordens für Preußen schon Anfangs Juli 1228 sämmtliche Urkunden
au Gregor IX. zur Bestätigung absenden konnte.)
Das vorübergehende Zusammenwirken mit dem Bischofe Chri-
stian, wozu die augenblickliche Noth getrieben, hatte den Herzog in
seinen Gesinnungen und Bestrebungen um Nichts verändert. Wenn
er die junge, kühn aufstrebende Schöpfung, deren Entstehen er selbst
noch durch eine so ansehnliche Gabe gefördert, in ihrem Verhältniß
zu dem Bischof nachdenklich betrachtete. — was war sie eigentlich
anders als der Riegel, womit ihm der Zutritt zu Preußen auf immer
versperrt wurde, während die Herrschaft des Bischofs sich durch sie
langsam und sicher über ganz Preußen ausbreitete! Die Gründung,
des Ordens, wie der gewandte Bischof sie zu Stande gebracht, war
also für ihn nicht zum Gewinn, sondern zu einem Schimpfe ausgeschla-
gen, zu einer unvergleichlich empfindlicheren Niederlage, als diejenige
Fewesen, welche er in dem Verbote Innocenz III. 1213 erlitten hatte.
Hatte darum Christian schon durch die Vereitlung der dem Deutschen
Orden angebotenen Schenkung seinen Zorn aufgereizt, wie erst mußte
derselbe entbrennen über die gänzliche Zerstörung all seiner ehrgeizigen
Hoffnungen. Denn wer anders, als der Bischof von Preußen war es.
der den Deutschen Rittern die Uebernahme des Kampfes gegen die Preu-
ßen unmöglich gemacht und die Hülflosigkeit Masoviens verschuldet?
Die Gesandten des Ordens hatten unterdeß, voll Unmuth
Christi contra Prutenos, ad exemplar militiae Christi de Livonia. Agl.
Anm. 108.
111) Diese Bestätigung geschah in den Urkunden Acta B. I, 414. Cod. d.
Pruse. 1, 20. 21. Bemerkenswerth ist, daß der Orden in allen Haupturkunden
nicht Dobriner orden heißt, sondern Militia Christi contra Pru-
tenos oder Prussiace. So war er von Christian genannt, so
nannte er sich selbst. Denn er diente unmittelbar und vorzüglich seinem
Bischof, erwartete in Prcußen seine Hauptbefitzungen.