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über das Mißlingen ihres Auftrages, '!2) Masovien längst ver-
lassen 13) und waren nach Italien zurückgekehrt, um dem Hochmeister
über den Ausgang Bericht zu erstatten.
Hermann kehrte erst im Juni des folgenden Jahres mit dem
Kaiser aus Palästina zurück.““) Die Botschaft, welche seiner in Italien
wartete, entsprach seinen Hoffnungen ganz und gar nicht. Das Ge-
ringste, was er diesmal zu ereeichen geglaubt, war der Besitz der bei-
den Lande Kulm und Löbau. Nun waren diese nicht nur nicht gewon-
nen, sondern es hatte sich gefunden, daß sie bereits einem Andern ge-
hörten und daß dieser wenig geneigt sei, auch nur eines abzutreten.
Das Schlimmste von Allem war, daß dem Heirn des Kulmerlandes,
dem Bischofe von Preußen, die unbedingte Befugniß zustand, Jedem,
den er auf Preußischem Boden nicht dulden wollte, den Zutritt zu
versagen. Wie konnte bei diesem Stand der Dinge das ersehnte
Ziel einer unabhängigen Ordensherrschaft in Preußen jemals erreicht
werden? — Doch Hermann, der in so manchem harten Streit den
Weg der Vermittlung gefunden, der noch eben selbst den Bann des
Papstes nicht gescheut, 115) in dem ruhigen Selbstvertrauen, daß er
112) Was ihnen von der Schenkung Konrads, nachdem Cbristian sic revidirt,
übrig blieb, war für die Zwecke des Ordens so gut wie Nichts. — Die beiden Urkun-
den, Konrads sowohl als Christians, vom J.A1228 sind seitdem aus den Verhand-
lungen spurlos verschwunden. Das Verhältniß zu Christian wurde sväter
ganz anders geordnet; und daß Konrad, so gut wie der Orden, die Urkunde
als cassirt betrachtete, ersehen wir daraus, daß Konrad, indem er 1229 wieder mit
dem Orben in Unterhandlung trat, das Dorf Orlow, welches in jener Schenkung
enthalten war, demselben in einer neuen Urkunde zu verschreiben für nöthig
hielt. — Der Protest Christians hat also seine Wirkung gehabt.
113) Die von des Hochmeisters Vorstellung ganz verschiedenen Verhältnisse,
welche den Gesandten entgegengetreten, machten es ihnen zur Pflicht, persönlich zu
berichten. Für diese hatten sie gar keine Vollmachten und Instruktionen, mußten
überhaupt glauben, daß der Orden unter solchen Umständen sich zur Uebernahme
des Kampfes nimmer verstehen könne. Zudem waren sie gar nicht beauftragt,
in Preußen zu bleiben, sondern gerade dazu „Tepas Prussiae, “ damit der
Hochmeister aus ihrem eignen Munde sicheren und ausführlichen Bescheid vernähme.
111) Bgl. Balmer, Regg. S. 112. 115) Voigt, Gesch. Pr.'# II, 206 ff.