58 VIII. Die Zeit der Fremdherrschaft.
die deutsche Kaiserkrone freiwillig nieder und entband die Kurfürsten,
Fürsten, Stände und Beamten von allen Verpflichrungen, die sie
gegen das Reich hatten. Das geschah im Jahre 1806. Von jetzt
ab gab es kein Deutiches Reich mehr, und jeder deutsche Fürst war
völlig unabhängig und selbftändig in seinem Staate.
4. Durch die Auflösung des Deutschen Reicheo war es Napoleon
noch leichter gemacht, nach Willkür in unserm Vaterlande zu herrschen.
Französische Generale erhielten deutsche Krongüter als Geschenke, und
die Steuerlast des Volkes wurde so erhöht, daß sie kaum noch zu er-
tragen war Wie Napoleon, so verfuhren auch seine Soldaten in den
besetzten Ländern nach Willkür. Mit Thränen in den Augen erzählten
alte Leute noch nach Jahrzehnten, was sie damals für Schmach haben
erdulden müssen.
88. Layern wird ein Königreich.
1806.
Nach dem Tode des kinderlosen Kurfürsten Karl Theodor (1799)
kam die Linie Pfalz-Zweibrüucken zur Regierung in Bayern. Dieselbe
blüyt jetzt noch. Max Joseph, der erste dieser Linie, war ein Regent,
dem das Wohl seines Landes sehr am Herzen lag. Um die Selbst-
ständigkeit seines Landes zu retten, kämpften seine Tapfern in den
vielen Kriegen zwischen Frankreich und Östreich meist auf Seite
Napoleons. In den verschiedenen Frledensschlüssen erhielt Bayern
einen ansehnlichen Länderzuwachs; es bekam mehrere Bistümer, Abteien,
Reichsstädte und Reichsdörfer, z. B. Lindau, Angsburg, Regensburg.
Würzburg, Bamberg, Schweinfurt u. v. a. Als Lohn für die Dienste
welche Bayern Napoleon leistete, erhob dieser Bayern zu einem König-
reiche. Am 1. Januar 1806 wurde Maximilian Joseph als erster
König im Lande ausgerufen. Bayern trat dem Nheinbunde bei und
verpflichtete sich, Napoleon mit einem Heere von 30000 Mann zu
unterstützen. Unser Land ward nach französischem Muster eingeteilt
und regiert.
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89. König Friedrich Wilhelm III.
von Preußen.
1. Friedrich der Große war ohne Kinder gestorben: seines
Bruders Sohn, Friedrich Wilhelm II., wurde nach ihm König; er
regierte nur kurze Zeit und hinterließ seinem Sohne, Friedrich
Wishelm III., die Krone. Dieser war mit Luise, der Tochter eines
Prinzen von Mecklenburg-Strelitz, verheiraret. Am liebsten weilten
beide in dem Dorfe Paretz bei Potsdam. Hatten die Bauern da ein
Fest, so nahm auch das Königspaar daran teil. Waren Buden aufge-
schlagen, und die Königin ging umher, für die Kinder Geschenke zu