Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

14 II. Die Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Ehristentum. 
  
  
  
  
selbst und vor dem Hochaltar! Und wie ich dieser Kerze brennend 
Licht auslösche und tilge mit des Mundes Hauch, so aus dem Buche 
des Lebens und der Gnade follst du vertilget sein und ausgelöscht!“ 
In späterer Zeit ging dem Sünder die Nachricht schriftlich zu; das 
Schriftstück hieß Bannbulle. Ward der Bann über eine ganze Ge- 
meinde oder ein ganzes Land verhängt, so hieß er Interdikt. 
......— —— — 
14. König Chlodwig gründet dos Frankenreich. 
500. 
1. Während der Völkerwanderung waren die Franken nicht aus 
ihren ursprünglichen Wohnsitzen am Niedenheine gewandert. sondern 
hatten sich von da aus erobernd in den Teil Galliens, der nördlich 
von den Ardennen liegt, vorgelchoben. Sie waren in mehrere Stämme 
geteilt. deren jeder seinen eigenen König oder Herzog hatte. Im 
Jahre 482 wurde Chlodwig König einer dieser Stämme. Dieser 
Chlodwig ist der Gründer des großen Frankenreichs, das deutiche und 
welsche Länder umschloß. Chlodwig gebot von Paris aus. Zunächst 
schloß er mit den übrigen Frankenfursten, die großtenteils seine Ver- 
wandte waren, Bündnisse, um die Gallier, Westgoten und Alemannen 
zu unterwerfen. Sobald diese Völker aber bezwungen waren, schaffte 
er auch die Freunde aus dem Wege. Auf diese Weise war er gegen 
das Ende seiner Regierung König aller Franken, Beherrscher der 
meisten Bewohner des noch übrigen Galliens und Herr über die 
Alcmannen geworden. Seine Nachkommen fügten zu dieser Herrschaft 
noch das Land der Thüringer und Burgunder, so daß auf deutschem 
Boden westlich der Elbe nur noch die Sachsen in ihrer alten Gemeinde- 
freiheit hausten. 
2. Chlodwig war mit Chlotilde, einer christlichen Königstochter 
ans dem Burgunderlande, verheiratet. Auf Chlotildes Bitte ließ 
Chlodwig sein erstgeborenes Kind taufen: es starb aber bald danach. 
Als auch das zweite Kind nach der Taufe schwer krank wurde, schob 
der König die Schuld auf die Taufe und den Christengott und machte 
seiner Gemahlin bittere Vorwürfe. Da wandte sich Chlotilde im Ge- 
bete an den Herrn. Das Kind wurde gesund. Dennoch wollte Chlodwig 
selbst kein Chrift werden. Da geschah es, daß er in den Krieg gegen 
die Alemannen zog. In der Schlacht bei Zülpich kam er in hartes 
Gedränge; da hob er beide Arme empor und betete: „Gott der 
Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt, so du 
bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt, hilf mir 
dieses Volk bezwingen, gib den Sieg in meine Hand, daß der 
Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand! Sieh, 
so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen baun und die 
edeln Franken lehren, keinem Gott als dir vertraun.“ Gott half; 
Chlodwig siegte, und als der Krieg zu Ende war, ließ er sich mit
	        
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