Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

24 II. Die Jeit des Kampfes zwischen Heidentum und Ehristentum. 
achtzehn Jahren der Selbständigkeit vergrößerte Thassilo sein Land 
durch mehrere Alpengaue. «· «" 
2. Als Karl der Große die Sachsen unterworfen hatte, waren 
die Bayern noch der einzige deutsche Volksstamm, der außerhalb des 
fränkischen Reiches stand. Ihn seinem großen Weltreiche einzuver- 
leiben, war nun Karls stete Sorge. Auf Zureden des Papstes er- 
kannte Thassilo seine früheren Schwüre an und unterwarf sich Karl. 
Aber nur einige Jahre dauerte das gute Verhältnis zwischen König 
und Herzog. Als sich Thassilo abermals ungehorsam zeigte, zog Karl 
mit einem Heere nach Bayern. Doch kam es nicht zur Schlacht, 
denn viele Unzufriedene verließen Thassilo. Auf dem Lechfelde unter- 
warf er sich zum drittenmale und erhielt nun sein Herzogtum als Lehen. 
Im Eide der Treue, den er leisten mußte, hieß es: „sollte der Herzog 
so kühn oder hartnäckig sein, so leichtfinnig, frech, aufgeblasen, über- 
mütig oder rebellisch, daß er einen Befehl des Königs mißachtet“ so 
soll er seines Herzogtums verlustig gehen. 
3. Thassilo konnte diese Schmach nicht verschmerzen. Er knüpfte 
Bündnisse mit Karls Feinden. Als Karl hiervon Kunde erhielt, wurde 
Thassilo auf der Reichsversammlung zu Ingelheim (788) abgesetzt und 
samt seiner Familie in ein Kloster geschickt. Nun wurde Bayern als 
eine fränkische Provinz von Gaugrafen verwaltet. 
24. Die Gauverfassung. 
1. Das ganze Frankreich war zur bessern Verwaltung in Gaue 
geteilt. An der Spitze jedes Gaues stand ein Graf; er hatte auf 
Ordnung zu halten, war oberster Richter, bot den Heerbann auf und 
führte ihn gegen den Feind. Diese Stelle wurde in der Regel einem 
im Gaue begüterten, angesehenen Manne verliehen. Damit aber die 
Grafen, fern vom wachenden Auge des Herrschers, ihre Gewalt nicht 
mißbrauchten, setzte Karl über mehrere Gaue Sendgrafen, immer einen 
weltlichen und einen geistlichen, die umherziehen und nachforschen 
mußten, ob alles mit Recht und Ordnung zugehe. An der Mahlstatt 
des Gaues versammelten die Sendgrafen das Volk, hielten Gericht an 
Stelle des Gaugrafen, stellten Umfrage an und nahmen Beschwerden 
entgegen. Diese Einteilung und Verwaltung wurde von den Franken-- 
königen auch auf alle neu eroberten Länder übertragen. Die alte 
Herzogswürde konnte daneben nicht bestehen; sie wurde deshalb ge- 
wöhnlich beseitigt. Karl der Große reiste auch selbst im Reiche um- 
her, Gericht zu halten und nach dem Rechten zu sehen. Auf diesen 
Reisen kehrte er in seinen Burgen ein. Zu diesen Burgen, die man 
auch Königspfalzen nannte, gehörten große Landgüter und hörige 
Leute; beides verwaltete ein Burg= oder Pfalzgraf, der dem Könige 
Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen mußte. Die größte Ge- 
walt hatten die Grafen, die an der Grenze oder Mark des Landes 
wohnten; sie hießen Markgrafen und konnten ohne vorherige Ge-
	        
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