III. Die Zeit der Lehensherrschaft. 4
und seine Anverwandten auf dem deutschen Kaiserthrone nenut man
die Stanfenkaiser. *
3. Zur Zeit der hohenstaufischen Kaiser erhob sich das deutsche
Reich zu großer Macht und hohem Ausehen, und der deutsche Kaiser
galt als erster unter den christlichen Herrschern Europas. Im deutschen
Volke erwachte infolgedessen ein starkes Gefühl der Zusammengehörig-
keit; dieses Nationalgefühl- war die Ursache, daß an Fürstenhöfen,
auf den Burgen der Ritter und in den Städten deutsche Sprache
und Art, deutsche Sitte und Kunst wieder besser gepflegt und geübt
wurden. Von Kaiser Friedrich Barbarossa wird erzählt: „Hatte er.
Schwert und Lanze abgelegt, so griff er zur Harfe und sang dazu
Lieder in seiner schwäbischen Mundart; dann sammelte sich rings um
das kaiserliche Zelt das Volk, um zu lauschen"“" Kaiser Friedrich II.
verbot den Gebrauch der lateinischen Sprache am Hofe, auf der Kanzel
und beim Gerichte und ordnete an, daß alle Reichstagsbeschlüsse in
der Muttersprache aufgeschrieben werden sollten. Da die hohenstaufi-
schen Kaiser dem Schwabenlande angehörten, so kam die schwäbische
Mundart in Gebrauch und galt als Hof= und Schriftsprache des
gesitteten Deutschlands. Sie wurde in der Folge als mittelhoch-
deutsche Sprache bezeichnet. Von den vielen Dichtern jener Zeit, die
ihre Gedichte fast alle in mittelhochdeutscher Sprache abfaßten, gelten
Wolfram von Eschenbach aus Bayern und Walther von der Vogel-
weide aus Tyrol als die bedeutendsten. Damals wurden auch die
einzelnen Sagen und Erzählungen, die bisher noch mündlich im Volke
gelebt hatten, zusammengestellt, verschmolzen und geordnet, und so
entstanden die beiden größten Epen, die das deutsche Volk besitzt, das
Nibelungenlied und Gudrun.
41. Heinrich der Köwe.
1. Zur Zeit der Hohenstaufen regierten in Bayern Herzöge aus
dem Geschlechte der Welfen. Da diese auch Sachsen erbten, so waren
sie bald mächtiger als die Hohenstaufen, und es gab deswegen viel
Krieg und Fehde zwischen diesen beiden Geschlechtern. Der Welfen-
herzog Heinrich der Stolze unterlag und verlor sein Land Bayern.
2 . Als Kaiser Friedrich Barbarossa zur Krönung nach Rom kam,
überfielen ihn die Römer und wollten ihn töten. Da brauste wie ein
Wetter sein Vetter, der welfische Herzog Heinrich von Sachsen, heran
und hielt mit seinen Getreuen unter den Römern eine furchtbare
Ernte. Heinrich wurde dabei selber verwundet; doch der Kaiser war
gerettet. Voll Dank nahm er dem Herzoge den Helm vom Haupte
und trocknete ihm das blutüberströmte Antlitz. Auf dem Reichstage
r Regensburg (1156) erhielt Heinrich nun auch das Herzogtum
Bayern wieder; von demselben wurde jedoch die Ostmark abgetrennt
und zu einem selbständigen Herzogtume (Ostreich) erhoben. ·