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Das Innere des Baues.
Eine sogenannte Laterne erhellt, wie schon früher bemerkt,
durch ihr Oberlicht das Innere, dessen Wände, fern von jeder
Ueberladung, in bewundernswerth schönem Farbenspiel der ver-
schiedenen Marmorarten sich wechselseitig heben und ergänzen.
Auf einem ungefähr 6° hohen und entsprechend breiten Fussge-
stelle umschliessen als die Symbole der 34 deutschen Staaten
eben so viele Victorien aus carrariıschem Marmor den Bau. Diese
heben sich von den mit dunkelgrauem Marmor verkleideten arka-
denartig an einander gereihten Nischen ungemein effektvoll ab.
Dass hiezu das von oben einfallende Licht sehr viel beiträgt, ist
sachverständlich. Die Victorien, welche den Hauptschmuck des
ganzen Baues bilden, scheinen zu leben und ist der durch sie
hervorgebrachte Eindruck ein imposanter. Je zwei dieser Sieges-
göttinnen halten den zwischen ihnen auf einem niederen Marmor-
schafte ruhenden Bronceschild, während sie die freie Hand den
Benachbarten bieten. Nach Modellen des leider zu frühe dabin
geschiedenen Ludwig Schwanthaler*) gearbeitet, lassen sich
in Haltung und Gewandung viererlei Muster unterscheiden. Sie
überraschen durch ihre schöne Zusammenstellung wie die Anmuth
ihrer Bewegungen. Durch das Portal fällt der 18. Bronceschild
wie zwei Victorien weg. Jene zunächst des Einganges placirten
Siegesgöttinnen tragen in der demselben zugewendeten Hand je
einen Palmzweig. Links vom Portal beginnend, liest man er-
*) Geboren am 26. August 1802 zu München, verblich er daselbst nach
langen und schweren Leiden am 16. November 1848. Vergleiche hierüber
Ludwig Schwanthaler, ein Lebensbild von Franz Pocci im III. Heft der
Jugendblätter von Isabella Braun.