Full text: Die Befreiungshalle bei Kelheim.

Erläuterung des Schmuckes im Innern. 
Im Jahr 1811 stand Kaiser Napoleon auf dem Gipfel seiner 
Macht. Mit Ausnahme des weit entfernten Russland war ganz 
Europa ihm unterthan. Dieses tief nach Asien hinein sich erstre- 
ckende Reich sollte gleich den anderen auch noch gedemüthigt wer- 
den und zwar mit Hilfe seiner dazu gezwungenen Bundesgenossen. 
Doch bevor wir zu der schrecklichen Catastrophe in Russ- 
land übergehen, sei uns vergönnt, einen flüchtigen Blick in die 
Wehrfähigkeit der deutschen Provinzen zu thun, welche den län- 
dergierigen Franzosen zunächst lagen. Es kann allerdings nicht 
in Abrede gestellt werden, dass unter den deutschen Stämmen die 
grösste Uneinigkeit und Zerrissenheit herrschte, dass der eine sich 
höchlichst ergötzte, wenn es dem anderen recht hinderlich ging. 
Weit entfernt, dem bedrohten Nachbarn zu Hilfe zu kommen, 
machte man mit dessen Feind noch gemeinschaftliche Sache. Ein 
deutscher Stamm um den anderen half den Franzosen das noch 
zu beseitigen, was vom alten deutschen Reich irgendwie noch in 
den Fugen geblieben war. Man schämte sich, ein Deutscher zu sein. 
Viel zu den Erfolgen der französischen Waffen in den neun- 
ziger Jahren und noch später trug wohl die förmliche Wehrlosig- 
keit der südwestlichen Provinzen und der Ländereien’ am Rheine 
bei. Zwischen einer Unzahl grösserer und kleinerer Reichsstädte, 
welche direct unter dem Schutze des deutschen Kaisers standen, 
lagen die Gebiete benachbarter Klöster oder jene bischöflicher 
Regenten. Die Wehrfähigkeit der südwestlichen Landstrecken und 
der Gebiete am Rheine war gleich null anzusehen. Denn bis die 
einzelnen Kreise ihre Contingente, schlecht exerziert und discip- 
linirt, mühsam zusammen lasen, hatten die Franzosen diese Ge- 
biete längst hinter sich und machten ihre ÖOavallerie in Deutsch- 
land beritten.
	        
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