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Geist im ganzen Lande war und welche Opferwilligkeit herrschte.
Kein Opfer schien zu gross, um nur ja die französische Herrschaft
abzuschütteln. Neuntausend junge Männer liessen sich zu Berlin
in der Dauer von drei Tagen in die Listen der Freiwilligen ein-
tragen. Die Graben alle anzuführen, welche bei der unendlichen
Begeisterung auf den Altar des Vaterlandes niedergelegt wurden,
kann hier nicht gemeint sein. Fr. Försters Geschichte der Be-
freiungskriege in den Jahren 1813, 1814 und 1815 gibt sie, von
Seite 10 an, ausführlich. Goldene Trauringe, welche oft noch das
Einzige waren, was diesen Armen geblieben, wurden freudig her-
gegeben. Ein achtzehnjähriges Mädchen opferte ihr ausgezeichnet
schönes und volles blondes Haar, schon oft der Gegenstand des
Neides und der Bewunderung. Von diesem Haar liess das Comite.
Ringe und Armbänder flechten, welche als Andenken an eine so
schöne Hingebung theuer verkauft, der Vasse 250 Thaler ein-
brachten. Eleonora Prohaska trat unerkannt unter den Namen
August Renz unter die Lützowischen Jäger und fiel in dem Ge-
fecht ‘an der Görde am 16. September 1813 beim Sturme auf eine
Batterie. So war damals die Hingabe des Einzelnen an das Ganze
grenzenlos. Alle Arbeit und Thätigkeit galt der Befreiung des
Vaterlandes. Niemand kehrte sich an den Befehl des Vicekönigs
von Italien, der sein Hauptquartier in Köpenik bei Berlin genom-
men, welcher die Bewaffnung und den Abmarsch der Freiwilligen
verbot. Einer der ersten, welcher dem Könige eine kleine Schaar
Freiwilliger zuführte, war der Dichter der Undine, der Freiherr de
la Motte Fouque. Dazumal entstand auch Theodor Körners Lied:
Männer und Buben:
Das Volk steht auf, der Sturm bricht los,
Wer legt die Hände noch feig in den Schooss.
Pfui! über die Buben hinter dem Ofen
Unter den Schranzen und unter den Zofen:
Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht!
Ein deutsches Mädchen küsst dich nicht,
Ein deutsches Lied erfreut dich nicht
Und deutscher Wein erquickt dich nicht!
Stosst mit an Mann für Mann
Wer den Flamberg schwingen kann!
etc. etc. etc.
Dies Lied eines 21jährigen Jünglings, der unter die Lützower
getreten, führte dem Könige von Preussen mehr Leute zu, als sei-
ner Zeit die Werbetrommel Frundsbergs oder des reichbegüterten
Wallenstein für den Kaiser vermochte.