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Namen der Linienschiffe sind „Azincourt“ und „Erin“. Die Handlungs-
weise Englands erregte in der Türkei lebhaftes Erstaunen und Proteste
von allen Seiten.
Die österreichischen Ukrainier gegen Nußland.
W.T.B. Lemberg, 9. August.
Der aus Vertretern aller ukrainischen Parteien bestehende ukrainische
Hauptrat hat einen Aufruf erlassen, in dem es u. a. heißt:
„Die Unersättlichkeit des zarischen Imperiums bedroht unser natio-
nales Leben. Der historische Feind der Ukrainer kann es nicht ruhig mit
ansehen, daß nicht die ganze Ukraine in seinem Besitz ist, daß nicht das
ganze ukrainische Volk unter seiner Herrschaft stöhnt. Ein Sieg Rußlands
würde das ukrainische Volk der österreichisch-ungarischen Monarchie unter
dasselbe Joch zwingen, unter welchem die dreißig Millionen Ukrainer des
Zarenreiches stöhnen. Deswegen ist unser Weg klar vorgezeichnet.“
Der Aufruf erinnert an den Beschluß hervorragender Männer aller
ukrainischen Parteien vom 7. Dezember 1912, daß im Falle eines bewaff-
neten Konfliktes zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland das ganze
ukrainische Volk sich ungeteilt und entschlossen auf seiten der österreichisch-
ungurischen Monarchie gegen Rußland als den größten Feind der
Ukrainer stellen solle, und fährt dann fort: .
„So ruft denn auch der jetzige Moment das ukrainische Volk auf, ein-
mütig gegen das zarische Imperium zugunsten eines Staates einzutreten,
in dem das ukrainische Leben die Freiheit für seine Entwicklung gefunden
hat. Es ist unsere heilige Pflicht, alle unsere Kräfte auf dem Altar des
Vaterlandes darzubringen. Der Sieg der österreichisch-ungarischen Mo-
narchie wird auch unser Sieg sein. Und je größer die Niederlage Rußlands
sein wird, desto schneller wird die Stunde der Befreiung der Ukraine
schlagen. Alle materiellen und moralischen Kräfte sollen aufgeboten wer-
den, damit der historische Feind der Ukrainer gedemütigt wird.“
Russische Unverschämtheiten in der Duma.
Noch viel abstoßender als die Zarenrede wirkt die Verteidigung der
Uss schen Raubpolitik, die der Minister des Aeußern Ssasonow in der
Duma ablegen mußte, in ihrer frechen Verlogenheit und Heuchelei.
W.T.B. gibt darüber folgendes Telegramm, das allerdings verstümmelt
sein dürfte- Petersburg, 8. August.
Nachdem Minister des Aeußern Ssasonow festgestellt hatte, daß
Rußland die kecke Herausforderung (1) angenommen hätte, bemerkte er,
daß nach den aufrichtigen (!) Bemühungen Rußlands, den Frieden zu er-
halten, es den Feinden nicht gelingen werde, die Verantwortung für den
gegenwärtigen Weltbrand auf Rußland abzuwälzen. Es sei nicht Ruß-
lands Diplomatie, welche den Frieden Europas bedroht habe. Dennoch
erbitterte die friedliche Machtstellung Rußlands seine Feinde (1) und ganz
besonders Oesterreich-Ungarn, dieses Oesterreich-Ungarn, das unablässig
Rußlands geschichtliche Stellung am Balkan zu erschüttern suchte. Oester-
reich-Ungarn ist es, das den inneren Krieg der Slawen heraufbeschworen
hat (1), eine Bewegung, welche, Gott sei Dank, dennoch das Werk der
Einigung nicht hindern wird. Man kennt den Vorwand (1I) zum gegen-
wärtigen Kriege. (So spricht der Minister des Zaren von dem Fürsten-
mord in Serajewo.) Zerrissen von inneren Wirren, beschloß Oesterreich=