— 95 —
Abreise des österreichischen Votschafters von Petersburg.
W.T. B. Wien, 8. August. Der österreichisch-ungarische Bot-
schafter Graf Szapary hat Petersburg am 7. August früh verlassen und sich
über Tornea nach Schweden begeben.
Die Kriegserklärung des Zaunkönigs.
W.T. B. Wien, 8. August.
Die Note der montenegrinischen Regierung, in der der Beginn des
Kriegszustandes zwischen Oesterreich-Ungarn und Montenegro mitgeteilt
wird, lautet dahin, daß Montenegro sich genötigt sehe, zur Verteidigung
der serbischen Sache die Waffen zu ergreifen. Zugleich wurde die Mission
des österreichisch-ungarischen Gesandten in Cetinje als beendet erklärt. Der
deutsche Geschäftsträger hat den Schutz der österreichisch-ungarischen Staats-
angehörigen in Montenegro übernommen.
Auch die österreichischen Grenztruppen schlagen die Russen zurück.
W.T. B. Wien, 10. August.
An der ganzen Grenze Ost= und Mittelgaliziens erneuerten die Russen
gestern früh ihre Versuche, in österreichisches Gebiet einzufallen. Außer
ihrer Kavallerie traten auch Infanterieabteilungen mit Geschützen in
Tätigkeit. Trotzdem vermochte der österreichische Grenzschutz alle Angriffe
abzuwehren. Die von den Oesterreichern hierbei erlittenen Verluste sind
noch nicht genau bekannt, sind aber geringfügig. Ein besonders heftiger
Kampf entspann sich mit zwei Sotnien Kosaken. Der angegriffene Grenz-
posten hielt den Feind auf und nahm ihm neun Pferde ab, die von einigen
im Reiten geübten Soldaten des Postens benutzt wurden, um eine Attacke
zu reiten. Dies veranlaßte die durch das Fever schon arg mitgenommenen
Kosaken zur eiligen Räumung des Gefechtsfeldes, auf dem sie neunzig Tote
und Verwundete zurückließen. Die Oesterreicher hatten keine Verluste.
Eine österreichische Grenzabteilung, die von Oesterreichisch-Novosielitg über
die Höhe von Mobile bis zum gleichnamigen russischen Grenzort vorgedrun-
gen war, wehrte eine Reihe überlegener Angriffe ab. Da der mit dem Vor-
stoß beabsichtigte Zweck inzwischen erfüllt war, bekam die Abteilung Befehl,
wieder ihre frühere Stellung einzunehmen, die nunmehr weiter behauptet
wird. Im Verlaufe der mehrtägigen Kämpfe vom Beginn des Vorstoßes
bis zum Einrücken in die frühere Stellung büßte diese Abteilung vier Tote
und fünf Verwundete ein. Die von den österreichischen Grenztruppen zur
Lösung besonderer Aufgaben unternommenen kleineren Vorstöße wurden
erfolgreich durchgeführt.
Beschießung von Antivari durch österreichische Kriegsschiffe.
W.T. B. Bar'i, 10. August. Der aus Antivari kommende Dampfer
„Brindisi“ hat die Nachricht gebracht, daß Antivari von österreichisch-unga-
rischen Kriegsschiffen beschossen werde. Die Beschießung habe gestern um
8 Uhr 30 Minuten begonnen. Um 8 Uhr erschienen zwei österreichisch-
ungarische Kreuzer und teilten der funkentelegraphischen Station mit, daß
sie nach 20 Minuten die Beschießung eröffnen würden. Alsbald nach Ablauf
der Frist begann das Bombardement, das auf die Gebäude einer Handels-
gesellschaft und die funkentelegraphische Station gerichtet wurde. — Anti-
vari ist bekanntlich der hauptsächlichste montenegrinische Hafenplatz.