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Erfolg, wie der Fall von Belfort, kann Unheil anrichten, wenn sich die er-
weckte Hoffnung später als trügerisch erweist.
Mit wie niedrigen Mitteln unsere Gegner arbeiten, mag die Nachricht
beweisen, daß wir England eine Teilung der Niederlande zur beiderseitigen
Vergrößerung angeboten hätten, um Englands Neutralität zu erkaufen.
Ueber solche Gemeinheiten wird ein höherer Richter entscheiden. Alle diele
Machenschaften beweisen nur, daß wir eine gute, gerechte Sache verfechten,
und unsere Gegner das Gegenteil. Unser opferwilliges Volk wird immer
wieder aufgefordert, nur solchen Nachrichten über Kriegsereignisse Glauben
zu schenken, die der Generalstab veröffentlicht. Die meisten kennen den
Krieg nur aus Erzählungen und Büchern. Auch dort spielt die Phantasie
eine Rolle im guten wie im bösen Sinne. Die unendlichen Schwierigkeiten
und Mühen, unter denen ein Erfolg in langer Zeit langsam heranreift und
geerntet wird, kennen selbst nur wenige der Beteiligten. Wenn es Zeit ist,
wird alles bekanntgegeben, aber nur so, daß wir dann nichts mehr zurück-
zunhmen, sondern nur noch manches erweiternd hinzuzufügen haden. Wir
halten das Versprechen, keinen Mißerfolg zu verschweigen und keinen Erfolg
zu vergrößern. Auch einen etwaigen Mißerfolg, mit dem unter den schwan-
kenden Verhältnissen des Krieges immer gerechnet werden muß, wird unser
starkes Volk ertragen, und ein Erfolg wird keine überschwenglichen Hoff-
nungen und keinen Uebermut erwecken, des sind wir gewiß.
Der Generalquartiermeister: von Stein.
Ein französisches Flugzeug beschlagnahmt.
W.T. B. Schneidemühl, 11. August. Am Sonntag wurde auf
dem hiesigen Güterbahnhof ein in mehreren Kisten verpacktes französisches
Flugzeug beschlagnahmt, das für Rußland bestimmt war. Die beschlag-
nahmten Kisten wurden nach Posen gebracht.
Unser Vormarsch in Russisch-Polen.
W.T. B. Berlin, 11. August. Die Strecke Sosnowice—Czen=
stochau ist wieder hergestellt. Hier wurde zahlreiches rollendes Material
und große Kohlenvorräte erbeutet. Auch die Brücke bei Granica wurde
wiederhergestellt.
Ein österreichischer Handstreich an der unteren Donau.
W.T. B. Ofenpest, 11. August. (Meldung des Ungarischen Tele-
graphen-Korrespondenzbureaus.) Nachts setzten zwei Detachements eines
Infanterie-Regiments unter Führung von drei Leutnants mit Kähnen
über die untere Donau und warfen sich auf die dort befindlichen feindlichen
Wachtposten. Es entspann sich ein blutiges Handgemenge, wobei die Serben
30 Tote und viele Verwundete zurückließen. Die Verluste auf unserer Seite
betragen nur einen Toten und drei Verwundete. Nachdem die Detache-
mnuts, die sich durchweg aus Leuten zusammensetzten, die sich freiwillig ge-
meldet hatten, mehrere Telephondrähte des Feindes zerschnitten und mit
ziemlichem Erfolg Sprengungen von Brücken und Stegen vorgenommen
hatten, kehrten sie in ihr Lager zurück, wo sie mit Jubel empfangen wurden.
Es ist zu bemerken, daß sich in den Reihen dieser heldenmütigen Leute viele
befanden, deren Muttersprache serbisch ist.