Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Amerikanische Hilfsbereitschaft in Bayern. 
W.T. B. München, 11. August. In der heutigen Magistratssitzumg 
dankte Oberbürgermeister Dr. von Borscht in einer eindrucksvollen An- 
sprache den in München lebenden Amerikanern für die warmherzige Anteil- 
nahme, die sie gegen Deutschland in dem schweren Kampfe bewiesen. Der 
Oberbürgermeister teilte sodann mit, daß Herr Henry Kaufmann aus Pitts- 
burg ihm persönlich einen Betrag von 10 000 Mark zugesagt hat, der 
zur Hälfte dem Wohlfahrtsausschuß, zur anderen Hälfte dem Roten Kreuz 
zur Verfügung gestellt werden wird. Der Magistrat beschloß weiter, den 
Beitrag der Stadtgemeinde zu dem aus Anlaß des siebzigsten Geburtstages 
des Königs beabsichtigten Ehrengeschenk in Höhe von 18 240 M. zur Hälftfe 
dem Wohlfahrtsausschuß, zur anderen Hälfte dem Roten Kreuz zur Ver- 
fügung zu stellen. « 
Amerikanischer Dank an die Hamburg-Amerika-Linie. 
W.T.B. Hamburg, 11. August. Der amerikanische Generalkonsful 
in Hamburg hat an die Direktion der Hamburg-Amerika-Linie ein Schrei- 
ben gerichtet, in dem er seiner und seiner Regierung Dankbarkeit Ausdruck 
gibt für die Hilfe und Unterstützung, die die Hamburg-Amerika-Linie allen 
den Amerikanern geleistet hat, die als Passagiere auf dem Dampfer 
„Imperator“ infolge der Stillegung des Schiffes bei Ausbruch des Krieges 
nicht an dem bestimmten Tage abreisen konnten. Der Generalkonsul ver- 
sichert wiederholt, daß das Entgegenkommen und die Assistenz der Hamburg- 
Amerika-Linie von den amerikanischen Passagieren auf das herzlichste an- 
erkannt worden sei. 
„Die Haltung Englands geradezu unverständlich!“ 
W.T. B. Wien, 11. August. Die Abendblätter melden aus Genf: 
Hier weilende amerikanische Diplomaten erklären, in maßgebenden Kreisen 
der Vereinigten Staaten habe man nach der zeitgemäßen Veröffentlichung 
des Telegrammwechsels zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren die feste 
Ueberzeugung gewonnen, daß der unselige Weltbrand von Rußland allein 
angefacht worden sei. Die Haltung Englands sei geradezu unverständlich. 
Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz zieht ins Feld. 
W.T.B. Neustrelitz, 11. August. Der Großherzog, der heute nacht 
1/ Uhr ins Feld zieht, hat in der „Landeszeitung“ einen begeisternden 
Aufruf an sein Land erlassen, in dem er seine treuen Mecklenburger auf- 
fordert, ihre Pflicht bis zum letzten Blutstropfen zu tun. — Gleichzeitig har 
der Großherzog das von seinem Großvater unter dem 10. März 1871 gestif- 
tete Kreuz für Auszeichnung im Kriege erneuert. 
Warschau endgültig von den Russen geräumt. 
W.T. B. Krakau, 11. August. „Nowa Reforma“ veröffentlicht 
einen Artikel aus Warschau, in dem es heißt: Wie es heute in Warschau 
aussieht, kann sich niemand vorstellen. Die Russen sind fort. Es klingr 
wie ein Traum. Noch vor wenigen Tagen erhielt man, wenn jemand dies 
anzudeuten wagte, allgemein die Antwort: Wahnsinn! Phantasie! Und 
doch sind die Russen heute fort, einfach geflüchtet, nach solchen Mengen ver- 
gossenen Bluts, nach fünfzig Jahren schrecklichster Grausamkeiten. Noch in 
den letzten Tagen wurden Nacht für Nacht neun oder mehr Unglückliche ge- 
hängt und die Häftlinge in den Zellen gefoltert. Vor etlichen Wochen noch 
 
	        
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