Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Frau Bertha Krupp stiftet eine halbe Million. 
Essen (Ruhr), 13. August. Ihre Exzellenz Frau Friedrich Alfred 
Krupp hat für die verschiedenen Zentralen der örtlichen Organisationen 
des Kriegsliebesdienstes 500 000 Mark zur Verfügung gestellt. 
Die verlogene Tripleentente. 
W.T.B. Wien, 13. August. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.= 
Korr.-Bureaus.) 
Der österreichisch-ungarische Botschafter in London hat gestern eine 
Note des englischen Auswärtigen Amtes folgenden Inhalts erhalten: 
„Auf Wunsch der französischen Regierung, die nicht mehr in der Lage 
ist, unmittelbar mit der österreichisch-ungarischen Regierung zu verkehren, 
habe ich Euer Exzellenz nachfolgende Mitteilung zu machen: Die öster- 
reichisch-ungarische Regierung hat sich, nachdem sie an Serbien den Krieg 
erklärt und somit in Europa den Beginn der Feindseligkeiten eröffnet 
hatte, ohne jede Provokation#!I) seitens der französischen Regierung in 
Kriegszustand mit Frankreich gesetzt. Erstens hat Oesterreich-Ungarn, nach- 
dem Deutschland erst Rußland und dann Frankreich den Krieg erklärt 
hatte, in diesem Konflikt Partei genommen indem es seinerseits Rußland 
den Krieg erklärte, das bereits an der Seite Frankreichs im Kampfe be- 
griffen war. Zweitens: Nach zahlreichen glaubwürdigen Informationen 
hat Oesterreich-Ungarn Truppen an die deutsche Grenze geschickt, unter 
Bedingungen, die einer direkten Bedrohung Frankreichs gleichkommt. 
Angesichts dieser Tatsachen sieht sich die französische Regierung gezwungen, 
der österreichisch-ungarischen Regierung zu erklären, daß sie alle Maß- 
regeln ergreifen wird, um diesen Handlungen und Drohungen entgegen- 
treten zu können.“ 
Anschließend an diese Mitteilung hat Sir Edward Grey dem öster- 
reichisch-ungarischen Botschafter in London erklärt: 
„Nachdem der Bruch zwischen Oesterreich-Ungarn und Frankreich in 
der angegebenen Weise erfolgt sei, sehe sich die Königlich englische Regie- 
rung genötigt, zu erklären, daß, von Mitternacht angefangen, der Kriegs- 
zustand auch zwischen Großbritannien und Oesterreich-Ungarn ein- 
getreten sei.“ 
Das offiziöse Wiener Bureau bemerkt dazut 
Zu dieser Darlegung der englischen Note ist vor allem zu bemerken, 
daß der Konflikt Oesterreich-Ungarns mit einem unabhängigen Staate, wie 
dem Königreich Serbien, und speziell in einer Frage, welche die inter- 
nationale europäüische Politik nicht berührt, nicht als Provokation zu Feind- 
seligkeiten zwischen europäischen Mächten betrachtet werden kann. Was 
die spezielle Begründung der französischen Kriegserklärung anbelangt, wäre 
hervorzuheben, erstens: Dieselbe geht über das gewiß wesentliche Moment 
vollkommen hinweg, daß Oesterreich-Ungarn schon deshalb genötigt war, 
an Rußland den Krieg zu erklären, weil dieses die Monarchie durch die 
an ihren Grenzen vorgenommene Mobilisierung offenkundig bedrohte. 
Zweitens: Oesterreich-Ungarn hat keine Truppen an die deutsch-französische 
Grenze geschickt, und dieser Umstand ist der französischen Regierung auf eine 
von ihr gestellte Anfrage durch eine offizielle Erklärung bekannt geworden. 
Die Argumentation des framösischen Kabinetts ist daher nicht bloß eine 
willkürliche Entstellung der Tatsachen, sondern auch eine bewußte Lüge. 
Wenn England sich entschlossen hat, die traditionelle Freundschaft, die es
	        
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