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mit der Monarchie verband, so leichten Herzens aufzugeben, um die Sache
Frankkreichs zu vertreten, so ist dies eine bedauerliche Tatsache, die aber
die Monarchie nicht unvorbereitet trifft und die sie im Bewußtsein, daß
das gute Recht auf ihrer Seite steht, mit Gleichmut hinnimmt.
Die Kriegserklärungen sind keine Ueberraschungen in Wien.
W. T. B. Wien, 14. August. Die Blätter erklären übereinstimmend,
die Kriegserklärung Frankreichs und Englands habe nichts Ueberraschendes.
Sie sind die natürliche Folge des Bundesverhältnisses der beiden Entente-
mächte. Die Kriegserklärung treffe Oesterreich= Ungarn nicht unvor-
bereitet. Die Blätter weisen darauf hin, daß Frankreich schon während
der Balkankrise, wo es immer möglich war, die Wege Oesterreich-Ungarns
zu kreuzen gesucht habe. Es sei daher nicht verwunderlich, daß das an-
eblich so friedensliebende republikanische Frankreich hinter einem russi-
ahen Bundesgenossen, dem konservativen Zarenreiche, welches sich für
Mörder und Mordhelfer interessierte, nicht zurückbleiben zu können glaubt.
Wenn sich England zur Rechtfertigung seines Vorgehens auf den in Ver-
letzung der Neutralitätsverträge erfolgten Einmarsch deutscher Truppen in
Belgien berufe, so sei, wie das „Fremdenblatt“ ausführt, in der angeb-
lichen Fürsorge Englands für die Unverletzbarkeit belgischen Bodens nur
der Vorwand zu erblicken, um abgeleugnete Verbindlichkeiten zu erfüllen,
welche zu einer Zeit des allgemein gewordenen Deutschenhasses ein-
gegangen worden seien. Die Blätter betonen einmütig, daß Oesterreich-
Ungarn in voller Zuversicht und im Vertrauen auf seine Stärke und die
Kraft seines Verbündeten den Kampf aufnehme, und entbieten die herz-
lichsten Grüße den wackeren österreichisch-ungarischen Seeleuten, welche für
die gerechte Sache kämpfend, für Oesterreich-Ungarn neue Lorbeeren ernten
werden. Den Blättern zufolge hat der amerikanische Botschafter in Wien
Penfield, den Schutz der englischen Untertanen in Oesterreich-Ungarn
übernommen.
Botschafter Graf Szapary in Berlin.
W.T. B. Berlin, 14. Aug. Der bisherige österreichisch-ungarische
Botschafter in St. Petersburg, Graf Szapary von Szapar, ist heute vor-
mittag auf der Rückreise nach Wien hier eingetroffen.
W.T. B. Wien, 14. August. Der wegen Krankheit von seinem
Posten obberufene österreichisch-ungarische Botschafter in Rom, Merey von
Kapos--Mere, ist gestern aus Rom hier eingetroffen.
Kaiserlicher Dank an die Truppen.
An das Armeeoberkommando der im Südwesten kämpfenden Truppen
ist lolgendes Telegramm nach dem Erfolge von Mülhausen abgesandt
worden:
An das Armeeoberkommando
Dankbar unserm Gott, der mit uns war, danke ich Ihnen und den
tapferen Truppen für den ersten Sieg. Sagen Sie allen beteiligten Truppen
meinen Kaiserlichen Dank, den ihr oberster Kriegsherr ihnen im Namen
des Vaterlandes ausspricht. gez. Wilhelm I. R.
b * Oberkommando ließ folgendes Antworttelegramm an den Kaiser
abgehen:
ai dieses Telegramm gibt es nur eine Antwort: „Seine Majestät
der Kaiser Hurra.“