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aun sich über die Stellung der Sozialdemokratie zum Kriege folgender-
maßen:
„Daß die deutsche Sozialdemokratie, deren Internationalismus von
allen in der sozialistischen Internationale vereinigten Bruderparteien wohl
am stärksten ausgebildet war, und die in der Internationale ein spezifisch
deutsches Interesse zu vertreten bisher auch noch nie Gelegenheit gehabt
hatte, jetzt mit solcher Schnelligkeit und Gewalt die Sache der deutschen
Nation als die ihrige erkannte, ist neben dem positiven nationalen Gefühl
(das in ihr schließlich doch stets geschlummert hatte und mehrfach auch,
namentlich in ihrer Sorge um die freiheitlichere Ausgestaltung des Reichs
und der Bundesstaaten selbst, wirksam gewesen war) vor allem auch dem
Umstand zu verdanken, daß der Angreifer Rußland war... Daß es
gleichzeitig auch gegen Frankreich ging, war uns allen wohl ein Schmerz:
denn die Berührung der deutschen und der französischen Kultur sind zu
nahe und zu vielfältig. Aber das unglückselige Bündnis mit Rußland, in
das sich Frankreich durch seinen Revanchetraum verstrickt hatte, und das
Weltmachtstreben seiner führenden Politiker, dem bei der sinkenden Be-
völkerungszahl und Produktiokraft des Landes doch die innere Berech-
tigung fehlt, hatten es zu einem Mitschuldigen von Unterdrückungsgelüsten
gemacht. Hier dürfte keine Sentimentalität mitsprechen, und Deutschland
handelt auch im Interesse Frankreichs, wenn es ihm jetzt durch die Tat
zeigt, wohin sein Weg es geführt hat. Als aber dann England auch dem
von beiden Seiten angegriffenen Deutschland den Kampf ansagte, da ist
wohl vielen Deutschen und namentlich auch vielen Sozialdemokraten eine
erste Auffassung der politischen Realitäten beigebracht worden. Dieses
Land zieht keine innere Nötigung in den Krieg. Es hat nichts zu ver-
teidigen, da niemand ihm etwas nehmen will. Aber seit Jahren arbeiten
seine Regierenden darauf hin, ihm nicht nur die erste Seegewalt zu er-
halten (was bei der Lage und Gestaltung des britischen Weltreiches ihnen
niemand verdenken wird), sondern ihm die alleinige Seegewalt wieder zu
erringen und den Teil, den das aufstrebende Deutschland durch die Logik
der Entwicklung selbst bekommen hatte, durch Gewalt zu zerstören. Nicht
die Handelskonkurrenz, wohl aber das maritime Machtstreben hat die Politik
Englands bestimmt. Jetzt glaubt es die Stunde gekommen, auf die es
durch seine Ententenpolitik so lange und so zäh hingearbeitet hatte. Und
indem es die Seegeltung Deutschlands zerstören will, hofft es, daß durch
den Weltkrieg auch die Landmacht Deutschlands und Oesterreich-Ungarns,
aber auch die der ihm verbündeten Staaten Frankreich und Rußland eine
solche Erschütterung erfahren wird, daß die unbedingte Superiorität Groß-
britanniens in der Alten Welt sichergestellt ist.“
Seine Darlegungen schließt Bloch mit dem Satze:
„In dem größten Kriege der Weltgeschichte, der jetzt begonnen hat,
hat die deutsche Nation den Willen zum Siege. Sie darf ihn haben, weil
sie für eine innerlich gerechte Sache kämpft. Daher wird sie siegen.
(Deutsche Tagesztg. 409 14. 8. 143.)
„Deutsche Warnungen an Frankreich und Belgien.
"durch Vermittlung einer neutralen Macht ist folgendes mitgeteilt
worden:
1. der französischen Regierung:
Die Meldungen der deutschen Truppen lassen erkennen, daß dem