Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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aun sich über die Stellung der Sozialdemokratie zum Kriege folgender- 
maßen: 
„Daß die deutsche Sozialdemokratie, deren Internationalismus von 
allen in der sozialistischen Internationale vereinigten Bruderparteien wohl 
am stärksten ausgebildet war, und die in der Internationale ein spezifisch 
deutsches Interesse zu vertreten bisher auch noch nie Gelegenheit gehabt 
hatte, jetzt mit solcher Schnelligkeit und Gewalt die Sache der deutschen 
Nation als die ihrige erkannte, ist neben dem positiven nationalen Gefühl 
(das in ihr schließlich doch stets geschlummert hatte und mehrfach auch, 
namentlich in ihrer Sorge um die freiheitlichere Ausgestaltung des Reichs 
und der Bundesstaaten selbst, wirksam gewesen war) vor allem auch dem 
Umstand zu verdanken, daß der Angreifer Rußland war... Daß es 
gleichzeitig auch gegen Frankreich ging, war uns allen wohl ein Schmerz: 
denn die Berührung der deutschen und der französischen Kultur sind zu 
nahe und zu vielfältig. Aber das unglückselige Bündnis mit Rußland, in 
das sich Frankreich durch seinen Revanchetraum verstrickt hatte, und das 
Weltmachtstreben seiner führenden Politiker, dem bei der sinkenden Be- 
völkerungszahl und Produktiokraft des Landes doch die innere Berech- 
tigung fehlt, hatten es zu einem Mitschuldigen von Unterdrückungsgelüsten 
gemacht. Hier dürfte keine Sentimentalität mitsprechen, und Deutschland 
handelt auch im Interesse Frankreichs, wenn es ihm jetzt durch die Tat 
zeigt, wohin sein Weg es geführt hat. Als aber dann England auch dem 
von beiden Seiten angegriffenen Deutschland den Kampf ansagte, da ist 
wohl vielen Deutschen und namentlich auch vielen Sozialdemokraten eine 
erste Auffassung der politischen Realitäten beigebracht worden. Dieses 
Land zieht keine innere Nötigung in den Krieg. Es hat nichts zu ver- 
teidigen, da niemand ihm etwas nehmen will. Aber seit Jahren arbeiten 
seine Regierenden darauf hin, ihm nicht nur die erste Seegewalt zu er- 
halten (was bei der Lage und Gestaltung des britischen Weltreiches ihnen 
niemand verdenken wird), sondern ihm die alleinige Seegewalt wieder zu 
erringen und den Teil, den das aufstrebende Deutschland durch die Logik 
der Entwicklung selbst bekommen hatte, durch Gewalt zu zerstören. Nicht 
die Handelskonkurrenz, wohl aber das maritime Machtstreben hat die Politik 
Englands bestimmt. Jetzt glaubt es die Stunde gekommen, auf die es 
durch seine Ententenpolitik so lange und so zäh hingearbeitet hatte. Und 
indem es die Seegeltung Deutschlands zerstören will, hofft es, daß durch 
den Weltkrieg auch die Landmacht Deutschlands und Oesterreich-Ungarns, 
aber auch die der ihm verbündeten Staaten Frankreich und Rußland eine 
solche Erschütterung erfahren wird, daß die unbedingte Superiorität Groß- 
britanniens in der Alten Welt sichergestellt ist.“ 
Seine Darlegungen schließt Bloch mit dem Satze: 
„In dem größten Kriege der Weltgeschichte, der jetzt begonnen hat, 
hat die deutsche Nation den Willen zum Siege. Sie darf ihn haben, weil 
sie für eine innerlich gerechte Sache kämpft. Daher wird sie siegen. 
(Deutsche Tagesztg. 409 14. 8. 143.) 
„Deutsche Warnungen an Frankreich und Belgien. 
"durch Vermittlung einer neutralen Macht ist folgendes mitgeteilt 
worden: 
1. der französischen Regierung: 
Die Meldungen der deutschen Truppen lassen erkennen, daß dem
	        
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